Berührend und erschütternd

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isis55 Avatar

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Mich hat das Buch sehr berührt - auf der einen Seite die Geschichte der schlagfertigen und dynamischen Greta, die langsam den Bezug zum Alltag verliert, auf der anderen Seite ihr erfolgreicher Sohn, der anfangs recht unsympathisch erscheint.

Greta merkt, dass etwas nicht mit ihr stimmt. Doch weder sie noch ihr Sohn Tom wollen die Diagnose Demenz akzeptieren. Tom findet in der Wohnung seiner Mutter einen Karton mit alten Fotos. Sie erzählt ihm von der Flucht aus Ostpreußen, von ihrer großen Liebe Robert Cooper, einem schwarzen GI, den sie in Heidelberg Ende der 40-er Jahre kennengelernt hat. Doch sie schweigt, als Tom ihr ein Foto eines kleinen dunkelhäutigen Mädchens zeigt. Toms Neugier ist geweckt und er beginnt zu recherchieren. Er entdeckt eine unvorstellbare Tragödie, die seine Mutter seit Jahrzehnten belastet und worüber in seiner Familie nie offen gesprochen wurde.

Gut gefallen haben mir die 2 Erzählstränge, die sich kapitelweise abwechseln, zum einen Gretas Vergangenheit in Ostpreußen und Nachkriegsdeutschland, zum anderen die Gegenwart. Das Buch liest sich flüssig, die handelnden Personen und ihre Lebensumstände sind glaubwürdig beschrieben.

Auch wenn die Geschichte fiktiv ist, entsprechen die politischen und gesellschaftlichen Hintergründe den Tatsachen und sind ausgezeichnet recherchiert. Vom Brown Baby Plan hatte ich bisher noch nie gehört. Es hat mich erschüttert, wie damals mit Müttern und Kindern umgegangen wurde. Wie viel Leid ist dadurch entstanden.

Der Roman hat meine Erwartungen übertroffen. Ich kann dieses Buch uneingeschränkt empfehlen.