Echo der Vergangenheit

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
enzian Avatar

Von


Die Mutter des bekannten Fernsehmoderators Tom Monderath verirrt sich auf der Autobahn und glaubt, dass ihr Zuhause Eylau in Ostpreußen ist. Anfangs klammert sich Tom noch an die Hoffnung, dass der verwirrte Zustand seiner Mutter auf die hohen Temperaturen des heißen Sommers zurückzuführen ist. Das passt auch besser in das unstete Leben, das er führt. Mit der Zeit muss er sich aber damit auseinandersetzen, dass seine Mutter an Demenz leidet und ihr mehr Zeit widmen. Dann findet er Briefe und Bilder aus der Zeit nach dem zweiten Wletkrieg und bevor Greta immer mehr vergisst, erzählt sie ihrem Sohn von ihrer Kindheit in Preußisch-Eylau, ihren Eltern, Großeltern und der schrecklichen Flucht vor den Russen im eisigen Winter. Sie erzählt aber auch darüber, wie sie in Heidelberg lebt und den amerikanischen GI Robert Cooper kennenlernt. Später entdeckt Tom das Foto eines dunkelhäutigen Mädchens und Greta hüllt sich in Schweigen. Da begreift Tom, dass er sich auf eine Reise in die Vergangenheit seiner Mutter begeben muss, um ihre Trauer und das Verdrängen zu verstehen und ihr zu helfen.

Susanne Abel ist es gelungen, eine kraftvolle Erzählung aufzubauen. Ein bewegender Roman, der in zwei Zeitebenen spielt und von einer großen Liebe sowie vom Schicksal mehrerer Generationen erzählt. Die Autorin greift dabei verschiedene Teile deutscher Geschichte auf, das Trauma des zweiten Weltkrieges ebenso wie die Not der Menschen in der Zeit danach. Darüber hinaus wird die Flüchtlingsbewegung des Jahres 2015 angerissen. Die schwierige Situation des Umgangs mit Demenzkranken nimmt am Beispiel von Tom und seiner Mutter Greta einen breiten Raum ein. Die Vorurteile und Rassenkonflikte in den USA, aber auch zum großen Teil in Deutschland nach dem 2.Weltkrieg und bis hinein in die 50er- Jahre, sind ein weiteres großes Thema und haben mich sehr bewegt. Die Autorin hat Vergangenheit und Gegenwart eng miteinander verknüpft. Tom und seine Mutter Greta kommen dabei aus wechselnden Perspektiven zu Wort. Susanne Abel hat ihre Protagonisten liebevoll und sehr authentisch gezeichnet. Neben Greta sind mir besonders ihre geliebten Großeltern ans Herz gewachsen, die gegen viele Widerstände immer für ihre Enkelin da waren. Dazu zählt aber auch Tom, der in seiner Sorge um Greta immer sympathischer wird und schließlich das Geheimnis um eine wahre, verbotene Liebe aufdeckt, die das Schicksal von Menschen nachhaltig geprägt hat. Stay away from Gretchen – Eine unmögliche Liebe hat mich tief berührt und besitzt aus meiner Sicht das Potential, sich zu einem Bestseller zu entwickeln. Ich vergebe fünf Sterne und spreche unbedingt eine Kaufempfehlung aus.