Eine Liebes- und Lebensgeschichte, die unter die Haut geht

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kleincaro89 Avatar

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Greta ist 84 Jahre alt und erkrankt an Demenz. Ihr Sohn Tom, erfolgreicher Nachrichtenmoderator, der sein Leben eigentlich in Glanz verbringt und kaum Zeit für Nebensächlichkeiten hat, hat wenig Lust, sich um seine erkrankte Mutter und um alles Notwendige zu kümmern. Doch bewegt durch die Flüchtlinge in Deutschland 2015 und durch viele kleinen Details, die seine Mutter in ihrer Vergesslichkeit fallen lässt, beschäftigt sich Tom zum ersten Mal mit der Vergangenheit seiner Mutter, mit der Flucht aus dem aus Ostpreußen, mit dem Leben von Greta im neuen Deutschland und mit der Tatsache, dass es ein kleines dunkelhäutiges Mädchen im Leben seiner Mutter zu geben scheint.

Das Cover ist einfach und schlicht gehalten, der Titel auf eine Weise geheimnisvoll wie auch anziehend und verträumt. Es wird nicht wirklich viel verraten von dem, was den Leser schließlich erwartet.
Doch nichtsdestotrotz ist der Leser bereits nach wenigen Augenblicken des Buches gefangen in der Leichtigkeit des Buches, welche durch Spaß und Humor, eine wunderbar eingängliche Sprache und flüssige Texte erzeugt wird. Dabei schafft es hauptsächlich die alte Greta mit ihrer Vergesslichkeit und ihrer gleichzeitig vorherrschenden Ignoranz, dem Leser immer wieder ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern.

Doch parallel zum Hier und Jetzt wird auch eine andere Geschichte von Greta erzählt: Wie damals der Nationalsozialismus Einzug in ihr Leben hielt, wie sie sympatisierte und auf bittere Weise enttäuscht wurde, wie sie fliehen muss und einsichtig ist, und wie sich die Familie ein komplett neues Leben im neuen Deutschland aufbauen muss.
Dieser Teil der Geschichte wirkt auf der einen Seite betrüblich und dunkel, doch auf der anderen Seite schafft es die Autorin, immer wieder kleine Sticheleien und Witzeleien einzubauen, die die Stimmung auflockern, sodass der Leser nach der Fortsetzung lechzt.

Susanne Abel schafft es wunderbar, die Vergangenheit real darzustellen, ohne zu sehr in die damalige Grausamkeite zu verfallen. Gleichzeitig gelingt es ihr gut, beide Handlungen miteinander zu verknüpfen, sodass der Leser stets mit Spannung auf den nächsten Abschnitt der jeweilgen Handlung hinarbeitet.

Es ist ein Buch, das gespickt ist von Leichtigkeit wie auch von Schwere, von Trauer und Freude, von Mitleid und Begeisterung. Ein Buch, dass Träumen lässt, auch wenn das Thema auf den ersten Blick nicht gänzlich zum Träumen einlädt.