Im wahrsten Sinne des Wortes ... hier wird ein Stück dunkler Geschichte aufgedeckt ...

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Es ist schon unglaublich, wie viele Themen in einer Familie einfach verschwiegen werden. So geschehen auch in der Familie Monderath, denn eine weitreichende Vergangenheit scheint es nicht gegeben zu haben. Zwischenzeitlich ist Toms Vater längst verstorben und er und seine Mutter scheinen wie zwei voneinander unabhängige Inseln durch das Leben zu treiben. Doch auf einmal ist alles ganz anders. Greta, die starke und autarke Frau hat ihr Leben nicht mehr selbst in der Hand, denn mit einem Würgegriff schlägt die Demenz zu. Das will so gar nicht in Tom Moderaths Leben passen, er hat keine Zeit für Pannen und Fehltritte. Nachdem seine Mutter einer rasanten Autobahnfahrt folgend, bei der sie dem Tod nur mit Not von der Schippe springt, verwirrt in ein Klinikum viele Kilometer von zu Hause eingeliefert wird, muss auch er sich eingestehen, dass die Lage ernst ist …

Ich muss zugeben, dass die Beiden es mir anfangs nicht leicht gemacht haben sie zu mögen. Zum einen haben wir Tom, den erfolgreichen und zugleich arroganten Kölner Anchorman, der sich nimmt, was im gefällt, koste es was es wolle. Für Familie bleibt wenig Platz in seinem Leben. Aber auch seine sture Mutter Greta, die sich lieber die Zunge abbeißen würde, als anderen gegenüber Schwäche einzugestehen, kommt nicht gleich auf einer Welle der Sympathie geritten. Doch langsam, ganz langsam wendet sich das Blatt situationsbedingt und die Schatten der Vergangenheit beginnen sich zu liften. Gretas Kindheit und Jugend kommen zu Tage und offenbaren eine taffe junge Frau, die in ihrem Leben stets ein wenig mehr kämpfen musste als andere …

Die Autorin Susanne Abel verarbeitet viele Themen in ihrem Debütroman. Teilweise haben diese auch einen biografischen Hintergrund, was das Buch sehr authentisch erscheinen lässt. Neben der Demenz spielen Flucht und Terror, sowie Rassismus eine große Rolle. Meine durch den Roman neuerworbenen Kenntnisse zu den „Brown Babies“ ließen mir die Haare zu Berge stehen und haben mich sehr berührt. Nach einem flüssig geschriebenen Roman belohnt Susanne Abel ihre Leser mit einem liebevoll, fast schon zärtlich gezeichneten Schluss, der Gott sei Dank ganz ohne Kitsch auskommt. Gerne spreche ich hier eine Leseempfehlung bei voller Punktzahl aus und wünsche Gretchen noch viele Leserinnen und Leser!