Stay away from Gretchen

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rapunzelrot Avatar

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Aufbau und Handlung
Stay away from Gretchen hat 477 reine Leseseiten und ist in zwei zeitliche sich abwechselnde Handlungsebenen eingeteilt; einmal von Juli 2015 bis April 2016 und von September 1939 bis Juli 1953. Dementsprechend wechseln sich auch die Zeitformen Präsens und Präteritum ab. Der Roman basiert sowohl auf realen politischen und gesellschaftlichen Ereignissen als auch auf der persönlichen Erfahrung der Autorin.

In der “Gegenwart” geht es um Thomas “Tom” Monderath, einen bekannten Moderator und Journalisten. Tom ist arrogant, egozentrisch, arbeitet viel, trinkt viel, hat One-Night-Stands und einen teuren Geschmack. Sein Leben erfährt eine Wendung ,als er seine Mutter Greta eines Tages aus einer Klinik abholen soll und ihm mitgeteilt wird, dass der Verdacht auf Demenz bestehe. Dieses Ereignis zieht viele weitere nach sich und Tom beginnt über die Vergangenheit seiner Mutter, die sie immer verschwiegen hat, und über seine Familie zu recherchieren.

In der “Vergangenheit” geht es um Greta Schönaich, die zur Zeit des Zweiten Weltkrieges in Preußisch Eylau aufwächst und die zum Ende des Krieges hin über Monate mit ihrer Familie nach Heidelberg flieht, um dort ein neues Leben zu beginnen. Dort begegnet sie Robert, einem schwarzen G.I., und zwischen den beiden entwickelt sich eine Beziehung in einer Zeit, in der der Nationalsozialismus und deren Rassenlehre in der Gesellschaft noch Teil ihrer Gegenwart sind.

Eigene Meinung
Die Geschichte hat mich sofort in ihren Bann gezogen, vor allem die Erzählungen der Vergangenheit. Durch den Erzählstil war mir Greta und ihr Leben sehr nahe, es war vorstellbar und greifbar. Tom war mir am Anfang sehr unsympathisch, aber im Laufe der Handlung erfährt man, woher sein Verhalten kommt und kann seine Entwicklung nachvollziehen.
Durch die zwei Erzählebenen zeichnet sich deutlich ab, wie die Vergangenheit die Gegenwart stark beeinflusst und erklärt. Die Beeinflussung spiegelt sich dabei nicht nur im privaten Leben der Protagonisten, sondern auch im Allgemeinen wider, wenn Parallelen zu den Flüchtlingen des Zweiten Weltkrieges aus den Ostgebieten und der Flüchtlingskrise von 2015 gezogen werden. In diesem Roman werden viele verschiedene tatsächlich geschehene Ereignisse und Themen angesprochen und im Rahmen der Liebes- und Lebensgeschichte von Greta und Robert, die immer im Mittelpunkt steht, verarbeitet.

All dies gelingt der Autorin sehr gut und auch, wenn man schon weiß, wie die Geschichte ausgegangen ist, fiebert man mit, will wissen, wie es sich entwickelt hat. Eine Erklärung hatte mich dabei etwas enttäuscht und ich hätte mir dafür eine andere Auflösung gewünscht. Nichtsdestotrotz ist es eine wunderbare Geschichte voller bittersüßer Gefühle, die für mich die Charaktere mit Leben gefüllt und real hat werden lassen.