Ein Muss für jedes Kinderzimmer

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Vielfalt, oder oft leider immer noch eher fehlende Vielfalt, ist ja schon länger ein Thema in Kinderbüchern. Ein wirkliches Buch über Antirassismus für Kinder gab es im deutschen Sprachraum meines Wissens bisher noch nicht. Diese Lücke schließt „Steck mal in meiner Haut" von Saskia Hödl, Pia Amofa-Antwi und Emily Claire Völker aus dem EMF-Verlag.

Lange Zeit dachte ich, selbst nicht rassistisch zu sein und Hautfarben „nicht zu sehen", sei genug, bis ich durch Erwachsenenliteratur zu diesem Thema eines Besseren belehrt wurde.
Das Thema aktiv und immer wieder anzusprechen, Kinder aufzuklären und für Rassismus zu sensibilisieren, kann nicht früh genug beginnen. Dafür ist dieses mit viel Bedacht und Wissen geschriebene Buch hervorragend geeignet.

Einfach und kindgerecht erklären die Autorinnen zunächst, was Rassismus eigentlich ist, wo rassistisches Denken seinen Ursprung hat und woran Kinder merken, dass etwas rassistisch ist. Unterschiedliche Familienformen werden in verständlichen und alltagsnahen Texten ebenso thematisiert, wie unterschiedliche Religionen, Essens- oder Lebensgewohnheiten.
Praxisnahe Beispiele, verdeutlicht durch klare und vielfältige Illustrationen, zeigen Kindern ganz konkret, wo sie vielleicht schon mal Rassismus erlebt haben, und wie sie sich in solchen Situationen verhalten können, egal ob sie selbst direkt betroffen sind oder nicht. Rassismus in Filmen, Liedern und Büchern begegnet Kindern dabei noch immer weit häufiger, als wir vielleicht vermuten, und wenn wir dies auch nicht verhindern können, so müssen wir es doch auf jeden Fall adressieren und einordnen.

Auch Eltern, ErzieherInnen und LehrerInnen werden in eigenen Textboxen immer wieder ganz konkret angesprochen und erhalten wertvolle Impulse und Tipps, wie ein sensibler Umgang mit Rassismus im Alltag mit Kindern gelingt. Hier lernen auch Erwachsene noch etwas dazu, denn wir alle haben Vorurteile und Diskriminierung mehr oder weniger bewusst verinnerlicht. Hier muss ich mir auch an die eigene Nase fassen. Mich von den Helden meiner Kindheit wie Pippi Langstrumpf oder Winnetou zu lösen, fällt mir schwerer als meinen Kindern, die diese ja (noch) gar nicht kennen.

Auch schwierige Themen wie Flucht, der Holocaust oder Kolonialismus werden nicht ausgespart. Das kann man sicher kritisch sehen, ich teile jedoch die Ansicht der Autorinnen, dass diese Themen wichtig sind für das Kontextverständnis, und nicht ausgespart, sondern behutsam und in für Kindern verständlicher Weise angesprochen werden sollten.
Kinder sollen stark gemacht werden, um für sich und andere einzustehen, und das so früh wie möglich.
Meine Kinder sind selbst PoC. Vermutlich wird uns das Thema früher oder später von der Betroffenenseite her berühren. Auch dank dieses Buchs werden sie hoffentlich vorbereitet sein und Grenzen ziehen können. Und wenn dieses Buch in jeder Kita und jedem Kinderzimmer steht, dann wird es bis dahin hoffentlich noch lange dauern.