Sehr wichtiges Thema – hätte man fantasievoller umsetzen können, aber trotzdem sehr lesenswert

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bücherwand13 Avatar

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Das Buch beginnt mit einer grundlegenden These, auf der alle weiteren Kapitel aufbauen: Im Hinblick auf unsere Umwelt ist es kurz vor 12. Der Kollaps ist nur aufzuhalten, wenn wir völlig neuartige Ideen entwickeln. Und die Basis dieser Ideen ist die Kreativität. Im Weiteren erläutert Rob Hopkins anhand verschiedener Themen, wie sehr Kreativität und Fantasie in der heutigen Welt verloren gegangen sind, welche Folgen dies hat und zeigt Projekte auf, die neue, fantasievolle Wege gehen.
Zunächst einmal das Positive des Buches: Ich halte die Themen Kreativität und Fantasie für sehr wichtige Themen und kann der Hauptthese des Autors nur zustimmen. Ich denke sogar, dass sie nicht nur für die Lösung von Umweltproblemen von Bedeutung sind, sondern für viele soziale Probleme, die immer weiter zunehmen, weil die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auseinander geht. Und den jeweiligen Beschreibungen des Status Quo kann ich auch überwiegend zustimmen bzw. beobachte sie in meiner eigenen Umwelt: Die überwiegende Messung von Menschen an Geld und Leistung, das andauernde Streben nach Steigerung, die Beherrschung durch Smartphones, Internet und soziale Medien sowie - was ich selbst am katastrophalsten finde – die völlige Missachtung von Fantasie, kreativen Lösungen und kreativen Fähigkeiten in unserem Schulsystem. Dass es auch anders geht und was das mit den Menschen macht, wird in diesem Buch anhand von Beispielen sehr anschaulich beschrieben.
Bei der Umsetzung der Inhalte hätte ich mir insgesamt etwas mehr Kreativität gewünscht. Das Einleitungskapitel beschreibt eine in gewissem Maße utopische Welt, für deren Vorstellung ich Fantasie brauchte. Dies ist bei den weiteren Kapiteln leider nicht mehr der Fall. Die verschiedenen Themen werden bearbeitet, indem zunächst gefühlte zwei Drittel des Kapitels darauf aufgewendet werden, die aktuellen „Probleme“ der Gesellschaft in Bezug auf das Thema darzustellen. Dies geschieht teilweise recht plakativ. Es werden zwar Quellen angegeben, jedoch handelt es sich überwiegend um Internetquellen und als Wissenschaftlerin weiß ich, dass Forschungsergebnisse nie so eindeutig sind, wie sie hier dargestellt werden. Die anschließend vorgestellten Praxisbeispiele machen zwar Hoffnung – und manchmal habe ich mich gefragt, warum es nicht überall so gehandhabt wird – hätten aber nach meiner Erwartung aufgrund des Titels viel, viel mehr Platz in dem Buch einnehmen müssen. Und sie hätten fantasievoll in die Zukunft weiter gedacht werden müssen. Dieser Schritt bleibt dem Leser überlassen.
Alles in Allem ist das Buch aber auf jeden Fall lesenswert. Es legt den Finger auf die grundlegenden Probleme unserer heutigen Gesellschaft und zeigt neue Lösungen auf. Die revolutionäre Wende, die der Autor am Anfang einfordert, wird damit aber leider wohl eher nicht eingeleitet.