Stella Menzel und der goldene Faden

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jiskett Avatar

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159 Seiten
Altersempfehlung: 9-11 Jahre

Inhalt (Buchrücken) :
Stella liebt ihre Decke aus blauem Seidensatin, die sie von ihrer Ururgroßmutter geerbt hat - eine Decke, übersät mit Sternen und Schneeflocken aus Silberbrokat und mit einem goldenen Faden eingefasst. Auf jeden, der ihn besitzt, übt dieser Stoff eine magische Wirkung aus - denn seine Falten bergen die Kraft, die Geschichten seiner Besitzerinnen einzufangen: wundersame Geschichten vom alten Russland, vom Berlin der 20er Jahre, von der Flucht der jüdischen Familie nach New York und einem Neuanfang in Berlin. Dieses Erbstück begleitet Stella von der Wiege bis zum ersten Kuss. Und während der Stoff sich im Laufe der Zeit verwandelt und immer kleiner wird, wird auch Stella schließlich Teil seiner Geschichte.
Das neue Buch der Jugendliteraturpreisträgerin über Mütter und Töchter, über unsere Wurzeln - und über den goldenen Faden, der alles miteinander verbindet.
Zum Lesen und Vorlesen für die ganze Familie!

Die Autorin / Der Illustrator (dem Buch entnommen) :
Holly-Jane Rahlens kam nach dem Studium der Literaturwissenschaft und Theater Arts aus ihrer Heimatstadt New York nach Berlin.
Mit Funkerzählungen, Hörspielen und Solo-Bühnenshows machte sie sich dort in den achtziger und neunziger Jahren einen Namen. Außerdem arbeitete sie als Journalistin, Radiomoderatorin und Übersetzerin.
Holly-Jane Rahlens hat bereits acht Romane veröffentlicht. [...] Die Autorin lebt heute mit ihrem Mann und Sohn in Berlin-Charlottenburg.
Mehr zur Autorin: www.holly-jane-rahlens.com

Reinhard Michl studierte nach einer Schriftsetzerlehre und dem Diplom als Grafikdesigner an der Münchner Akademie der Bildenden Künste. Noch während seines Studiums erschien ein von ihm illustrierter Band mit Gespenstergeschichten von Josef Guggenmos. Inzwischen gilt Michl als einer der renommiertesten Kinderbuchillustratoren Deutschlands. [...] Reinhard Michl lebt in München und in Antlashalden am Staffelsee.
Mehr zum Illustrator: www.reinhard-michl.de

Aufbau:
"Stella Menzel und der goldene Faden" umfasst 159 Seiten und ist in 14 Kapitel unterteilt. Nach dem Ende der Geschichte erklärt die Autorin noch, was sie zu ihrer Geschichte inspiriert hat, außerdem gibt es eine Danksagung und eine Vorstellung der Autorin und des Illustrators.
Fast jedes Kapitel wird mit einer Zeichnung ergänzt, die Stellas Erbstück in seinem aktuellen Zustand zeigt, außerdem verläuft der goldene Faden unten auf allen Seiten.

Meinung:
Meiner Meinung nach ist "Stella Menzel und der goldene Faden" ein schönes Kinderbuch.
Es passiert nichts besonders viel; tatsächlich geht es nur um die blaue Decke, ihre Vergangenheit und was mit ihr passiert, sobald Stella sie in die Hände bekommt. Doch das ist vollkommen in Ordnung, denn dieses Buch mag zwar nicht viel Handlung haben, dafür ist es aber sehr emotional und enthält eine schöne Geschichte.

Die Erzählung, wie die Decke entstanden ist und von Generation zu Generation weitergegeben wurde, hat mir sehr gut gefallen. Die Decke hat eine sehr lange Reise mitgemacht - von Russland nach Deutschland nach New York und wieder nach Deutschland - und jede ihrer Stationen hat sie neue Spuren auf dem Erbstück hinterlassen. Spuren des Lebens, des familiären Zusammenhalts. Stellas Großmutter kann sich daran erinnern, wann alle Flecken entstanden sind und liebt es, ihrer Enkelin die Geschichte der Decke zu erzählen - die zugleich die Geschichte von Stellas Familie ist.
Die Autorin schafft es dabei sehr gut, mit wenigen Worten die Bilder hervorzurufen, die sie beschreibt. Ihr gelingt es, den Leser ins kalte Russland zu versetzen, die Ängste des Krieges darzustellen und zugleich die Liebe, die die Familie empfindet, und die Erinnerungen, die in der Decke stecken, realistisch zu machen. Wenn beschrieben wurde, dass die Decke Stellas Urgroßmutter an ihre Eltern in Russland erinnerte, stiegen mir tatsächlich die Tränen in die Augen - weil wer kennt es nicht, dass gewisse Dinge an geliebte Menschen erinnern? Wer hat kein Objekt, dass ihn an seine Eltern, Großeltern oder ein anderes Mitglied der Familie erinnert und das er ganz besonders wertschätzt? Dass Rahlens daraus eine kleine Geschichte gebastelt hat, fand ich sehr gut.

Nun ist die Decke bei Stella, einem kleinen, zu Beginn der Geschichte dreijährigen Mädchen, das die Decke abgöttisch liebt und überall hin mit nimmt. Es kommt, wie es kommen muss - die Decke wird zerstört, doch ihre Großmutter kann aus dem Stoff ein neues Stück nähen. Doch Stella ist immer noch ein kleines Mädchen und es kommt, wie es kommen muss - aber immer wieder schafft es ihre Großmutter, das Familienerbstück noch irgendwie zu retten.
Stellenweise ging es mir wie Stellas Mutter und ich habe mich wirklich gefragt, wie man einem kleinen Mädchen so etwas wertvolles geben kann, doch die Botschaft, die die Autorin für den Leser bereit hält, ist sehr schön und das Ende ist wirklich perfekt gewählt.

Das Buch ist sehr dünn und man kann es schnell durchlesen (ich glaube, ich habe keine Stunde gebraucht), aber ich denke schon, dass es sich gut zum Vorlesen eignet. Die Geschichte ist wirklich schön und zwar so simpel, dass es auch ein Kind gut verstehen kann, aber nicht so schlicht, dass man sich langweilt. Vor allem die Beschreibungen, die von den tollen Illustrationen unterstützt werden, sowie die Emotionen, die transportiert werden, machen das kleine Buch zu etwas besonderem.
Mir hat es sehr gut gefallen und ich würde es einem Kind, das schon lesen kann, bedenkenlos in die Hand drücken.