Das ist auch Geschichte

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raschke64 Avatar

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Der Schweizer Friedrich ist Anfang 20, als er Berlin einen Besuch abstattet. Es ist das Jahr 1942. Friedrich stammt aus einer reichen Schweizer Familie. Sein Vater verdient gutes Geld mit Stoffhandel, seine Mutter sah sich als Künstlerin und hatte wenig Liebe für ihren Sohn übrig Friderichs Kindheit war nicht besonders gut. Der Vater war wenig zu Hause und Friedrich erhielt die meiste Liebe von der jüdischen Köchin. In Berlin will er Stärke von den Deutschen lernen und trifft auf Kristin, eine junge Frau, die ihn bezaubert. Er wohnt in einem noblen Hotel und mit seinem Geld bekommt er auch in Kriegszeiten doch jedes Lebensmittel. Eines Tages steht Kristin vor seiner Tür: kahl rasiert, gefoltert. Und sie erklärt ihm, dass sie die Jüdin Stella ist und seine Hilfe braucht. Er hilft ihr ziemlich bedingungslos

Das Buch ist nach einer Einführung in die Jugend von Friedrich in zwölf Kapitel eingeteilt, jeweils einen Monat des Jahres 1942. Am Kapitelanfang stehen jeweils die Ereignisse, die in diesem Monat stattgefunden haben. Oft folgen auch Auszüge aus den Verhörprotokollen beziehungsweise Zeugenaussagen von Stellas Prozessen. Und dann wird die Geschichte zwischen Stella und Friedrich erzählt. Das alles hat mehr den Anschein eines Protokolls. Kurze, sehr sachliche Sätze. Wenige bis fast keine Emotionen. Damit hatte ich meine Schwierigkeiten, weil so überhaupt nicht erklärt wurde, warum Stella was tat, wie ihre Gefühle waren und was sie darüber wirklich dachte. Alles war sehr emotionslos.
Warum ich trotz dieser Kritik dem Buch eine so gute Bewertung gebe liegt daran, das ist zum einen sehr gut lesbar war. Zum anderen zeigt es eine Geschichte, die zumindest mir überhaupt nicht bekannt war und die mich zum Nachdenken und auch zum Weiterrecherchieren anregte. Das Buch wirft viele Fragen auf. Es enthält sich fast jeder Art Bewertung. Dem kann ich insofern zustimmen, weil ich nicht einschätzen könnte, wie man sich selbst in solchen Zeiten wirklich verhalten hätte, wie man nach Folter und Angst um die Eltern entschieden hätte. Ich glaube, aus heutiger Sicht in einem doch relativ sicheren Deutschland – ohne Krieg und Verfolgung - kann man zwar darüber reden, aber es nicht wirklich nachvollziehen