Stella

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seitenhiebe Avatar

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Was ist richtig und was falsch? Wie würde ich mich entscheiden? Würde ich zu Stella halten? Fragen die unweigerlich aufkommen bei Takis Würger‘s neuem Roman „Stella“. Über 224 Seiten bringt Würger in einem eher nüchternen Schreibstil eine fiktive und eine reale Geschichte zusammen.

Ein junger Schweizer reist 1942 nach Berlin um sich selbst ein Bild von den Gerüchten zu machen. Die Lage sei ernst. Es gibt Geschichten über ganze Transporter mit Juden die abtransportiert werden. Doch als der junge Friedrich, der sich dank seines reichen Vaters auch im Krieg alles leisten kann, auf die junge Kristin trifft und sich Hals über Kopf verliebt, scheint er die Augen vor der Wahrheit zu verschließen.

Die fiktive Geschichte von Friedrich trifft auf die wahre Geschichte der Stella Goldschlag. Sie ist Jüdin und als ihre Eltern in ein Gefangenenlager gebracht werden, wird Stella zu einer Gestapo-Kollaborateurin. Genaue Zahlen gibt es nicht, doch der Autor präsentiert immer wieder echte Fälle aus den Prozessakten von damals. Dadurch wird deutlich das es sich um sehr viele Juden handelte, die Stella Goldschlag aufspürte und an die Gestapo auslieferte.
Immer wieder muss man sich in diesem Roman den Fragen stellen: Wie hätte ich mich entschieden? Wie hätte ich reagiert?
Gerade durch den eher nüchternen und distanzierten Schreibstil des Autors, bekommt man keine emotionale Bindung zu den Protagonisten und wird so immer wieder herausgefordert.

Zwischendurch wirft der Autor Monat für Monat Ereignisse des Jahres 1942 ein, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Von Gesetzen gegen Juden bis zu Geburtstagen von Musikern ist alles dabei. So wird der Leser aus dem Drama in Berlin herausgezogen und in die Welt zu dieser Zeit gebracht.

Für mich war der Roman sehr bewegend, gerade wegen der wahren Begebenheiten aus dieser Zeit. Die Hauptgeschichte, auch wenn sie wahrscheinlich extra so distanziert war, konnte mich jedoch nicht ganz mitnehmen. Teilweise erschlossen sich mir die Handlungen der Charaktere nicht und auch der Anfang des Buches löste sich irgendwann komplett von der Geschichte ab.
Mich interessiert die Geschichte der Stella Goldschlag sehr und ich bin froh, dass Takis Würger ein Buch geschrieben hat, das den Leser anstößt und zum Nachdenken bringt. Denn das muss man unweigerlich und man wird danach den Namen Stella Goldschlag im Kopf behalten und sich immer wieder fragen: Warum?