Fall 3: "Nur" ein Kriminalroman?

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nadines_buecher Avatar

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Der dritte Fall für die Frankfurter Ermittlerinnen Mai Zhou und Emilia Capelli, in dem asiatische Reserviertheit und südländisches Temperament aufeinandertreffen, trotz aller Unterschiede ein Team bilden und an einem Strang ziehen. Die beiden Frauen haben ihre private Einsamkeit gemeinsam, würden sich diese Gemeinsamkeit jedoch nie eingestehen. Welche Lebens-Facetten werden nun in "Sterbegeld" zutage befördert werden? Hat Mai während ihres Kampfsport-Trainings den Einfall schlechthin, um den vorliegenden Fall zu lösen, während eines Zusammentreffens mit ihrem kühl erscheinenden Vater, und kommt Emilia, mit ihrer lebensfroh-vereinnahmenden Familie, als sie bei ihrer Nachbarin Schokolade knabbert und Trost sucht, just auf die gleiche Spur?
Zunächst begegnen wir den Polizistinnen bei der Trauerfeier ihres Kollegen Thorsten Mohr, der während einer Razzia erschossen wurde. Eine trauernde Witwe, ein lebensbedrohlich erkranktes Kind, Lobreden auf den Verstorbenen von verschiedenen Würdenträgern, Sommerhitze, und – fast – eine Schlägerei zwischen Kollegen, da Mohr nicht von allen unkritisch gesehen wird. Doch Mais asiatische Gelassenheit kann den Eklat auf der Trauerfeier verhindern. Dennoch: Steckt etwas hinter der Anschuldigung?
Acht Monate zuvor wurde in einem schicken Neubautenviertel von Eschborn die unbescholtene Familie Svensson brutal ermordet. Während Vater und Tochter bereits tot sind, kann sich der sechsjährige Leon in sein Kinderzimmer schleichen und einen Notruf absetzen. Doch die Polizisten Kröger und Frentsch sowie ihr Vorgesetzter Rosenthal kommen zu spät. Auch der kleine Junge und seine Mutter werden tot aufgefunden. Als Tatverdächtiger festgenommen wird Arno Bormann, ein Nachbar der Svenssons. Sein dritter Pflichtverteidiger, Karel Schubert, trifft auf einen kühlen, hochintelligenten Mann. Doch warum will er nicht für seine Freiheit kämpfen? Denn Schubert ist sich sicher, dass Bormann nicht der Täter ist. Zwar hat ihn die Lüge, nie im Hause der Svenssons gewesen zu sein, hinter Gitter gebracht, doch warum hat er kein Interesse daran, richtig zu stellen, dass er sich ab und an mit Sonja Svensson unterhalten und ihr, als Fischzüchter, ein Medikament für Leons Fische empfohlen hatte? Werden Emilia und Mai Motiv und Täter finden?
Den dritten Band der Kriminalroman-Reihe ziert ein Hirschkäfer, der von Wurzeln umrahmt ist, die den Hintergrund auf den ersten Blick rissig und anthrazitfarben erscheinen lassen. Ebenso sind die obligatorischen roten Blutspritzer zu finden. Titel und Autorenname sind diesmal anders gesetzt, der Titel wirkt weniger schablonenhaft, der Vorname der Autorin ist mittig gesetzt. Das Buch lässt sich dennoch gut den Vorgängerbänden zuordnen, sich leicht finden. Allerdings: Warum werden die ersten beiden Teile als Thriller vermarktet, dieser nun als Kriminalroman?
Mein dritter Versuch, mit dem dritten Band einen der dichten, gut lesbaren, spannenden und personennahen Krimis von Judith Winter zu gewinnen, nachdem ich Siebenschön und Lotusblut aufgrund der Vorstellung bei "vorablesen" verschlungen habe.