Spannung pur!

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In dem neuen Krimi von Judith Winter ist von der ersten Zeile an Spannung greifbar und dies setzt sich bis zum Ende der Leseprobe fort: Es gibt zu Beginn zwei unterschiedliche Erzählstränge: Zum einen wird die Geschichte eines Mordes an einer vierköpfigen Familie erzählt, später erfährt man von der neuen anwaltlichen Unterstützung, die der mutmaßliche inhaftierte Täter erhält,und zum anderen erfolgt ein Sprung über mehrere Jahre in die Zukunft, wo ein Ermittler auf seltsame Art und Weise ums Leben gekommen ist. Zwei seiner Kolleginnen, Emilia Capelli und Mai Zhou, sind die Ermittlerinnen, die sich, so kann man vermuten, mit den Fällen beschäftigen werden. So kann man auch davon ausgehen, auch wenn das noch nicht explizit in der Leseprobe deutlich wird, dass die beiden Fälle irgendwie miteinander zusammenhängen.
Der Wechsel zwischen den beiden Handlungssträngen ist der eine spannungsfördernde Aspekt, der andere sind die unzähligen sprachlichen Mittel, derer sich die Autorin bedient: Vergleiche ("Ein ruhiges, gleichmäßiges Geräusch (...) wie eine Punktionsnadel" (Seite 7), Metaphern (" erlöschendes Leben" (Seite 8) / "Dahinter klebt Novemberdüsternis (Seite 8)) und Personifikationen ("Irgendeine dunkle Macht, die hinter diesen kahlen grauen Mauern gewütet hatte" (Seite 19)), viele Attribute, die das Grauen intensivieren. Auch das Spiel mit der Textgrafik (Kursivdruck, Großschreibung aller Buchstaben, ...) und das Brechen des klassischen Erzählverhaltens durch Einfügen einer Dialogstelle tragen weiter dazu bei.
Mit den Zeilen:
»He, Capelli! Augenblick bitte!«
»Was gibt’s?«
»Kann ich Sie kurz sprechen?«
Em zog verwundert die Stirn in Falten. »Sicher«, sagte
sie. Und ein wenig ungläubig fügte sie hinzu: »Jetzt?«
endet die Leseprobe an einer strategisch passenden Stelle, denn man möchte wissen, wie es weitergeht mit diesem spannenden, atmosphärisch dichten Krimi.