Beunruhigende Vorstellung

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limo1904 Avatar

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In Deutschland herrscht nur noch eine Scheindemokratie. Alte Menschen, Kranke und Arbeitslose werden nur noch als Belastung angenommen und sollen, wenn es nach dem Staat geht, ihrem Leben 'freiwillig' ein Ende setzen. Die Rentner Nadja, Anna, Max und Fred bekommen einen Brief, mit einer Einladung zu einem Sterbeseminar in einem Luxushotel auf Fehmarn, das den Übergang zwischen Leben und Tod vereinfachen soll. Eigentlich sind die Vier mit 65 Jahren noch viel zu jung und fit dafür. Doch im Überwachungsstaat gibt es keine andere Wahl - sie müssen an dem Seminar teilnehmen. Auch wenn alles freiwillig ablaufen soll, von einem solchen Seminar ist scheinbar noch nie jemand zurückgekehrt. Die Senioren schmieden einen Plan und wollen das unaussprechliche Geheimnis aufdecken.

Der Schreibstil ist recht einfach gehalten, was aber gut zur Erzählperspektive aus der Sicht von Nadja passt. Man spürt die Angst und Verzweiflung der Protagonisten und kann sich sehr gut in diese hineinversetzen. Das behandelte Thema ist zwar stellenweise recht überspitzt dargestellt, regt so aber definitiv zum Nachdenken über Sterbehilfe und den Umgang mit älteren und schwächeren Mitmenschen an. Es ist für mich kein Krimi, sondern eher ein lesenswerter, gesellschaftskritischer Roman. Am Ende gibt es für mich ein paar wenige Ungereimtheiten, die allerdings die Gesamtbotschaft des Buches nicht weiter belasten. Eine Leseempfehlung für alle, die gerne auch noch im Nachgang über das Gelesene nachdenken!