Sterbewohl – Makabre Finanz- und Alterslösung

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stefan_c Avatar

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Die Europäische Union ist aufgelöst, Deutschland hat die D-Mark wieder eingeführt und wird seit zehn Jahren von der sogenannten Bürgerpartei regiert. Die Bürgerpartei hat nach der Wahl das Grundgesetz und das Wahlrecht geändert und sich so die dauerhafte Regierungsbildung ermöglicht. Deutschland ist nur noch eine Scheindemokratie und dazu ständig am Rande des Bankrotts. Nach der großen Wirtschaftskrise, die zum Verfall der EU geführt hat, der Einführung immer neuer Konjunkturprogramme und der Absenkung von Pensions- und Rentenzahlungen bis auf ein Minimalniveau mussten neue Lösungen her, um das Finanzproblem zu lösen.
Nadja, Anna, Fred und Max alle über 65 leben in einer Alters-Wohngemeinschaft, um sich im Alter gegenseitig zu unterstützen und nicht auf externe Hilfe angewiesen zu sein. Doch das weitgehend harmonisch zusammenleben wird drastisch gestört. Alle vier erhalten einen Brief vom Gesundheitsamt. Sie werden eingeladen am 20. April an einem Seminar teilzunehmen und einen kostenlosen Aufenthalt in dem Luxushotel „Paradies“ auf Fehrmann zu verbringen.
Ziel des Seminars ist Ihnen „Sterbewohl“, eine tödliche Tablette nahezubringen, die Vorteile eines vorzeitigen Todes zu erläutern. Den Gästen des Gesundheitsamtes soll aufgezeigt werden, wie sie dem Staat in Bezug auf Krankenkosten, Rentenzahlungen finanziell helfen und die eventuell notwendige Unterstützung durch Angehörige im Alter vermeiden können.
Das Sterbeseminar ist freiwillig, doch die Eingeladenen sollen schon im Vorfeld vorsorglich einiges regeln und einen Sachverwalter und Erben benennen, idealerweise sollte der Staat als Erbe eingesetzt werden. Es geht das Gerücht um, dass noch niemand nach dem Sterbeseminar zurückgekommen ist.
Nadja, Anna, Fred und Max sind bestürzt, sie beginnen gesehenes und gehörtes zu verknüpfen. Auffälligkeiten, das stille Verschwinden von Nachbarn und entfernten Bekannten rücken jetzt in den Vordergrund und werden Ihnen erst jetzt bewusst. Als Nadja bei ihrem Arzt einen Termin hat, wird ihr bewusst, dass auch ihr Arzt schon lange in das Projekt „Sterbewohl“ verstrickt ist und im Vorfeld die Bürger durch entsprechende Medikamente ruhig gehalten werden.
Die vier WG-bewohner suchen nach einem Ausweg, sie sind noch nicht bereit freiwillig ihr Leben zu beenden oder überhaupt darüber nachzudenken. Am Sterbeseminar müssen sie teilnehmen, doch wie können sie es auch wieder lebend verlassen.
Sie beschließen das Sterbeseminar mit Hilfe einer Bekannten öffentlich zu machen. Marwa, Freds Journalistenfreundin und durch die eingeschränkte Meinungs- und Pressefreiheit zu belanglosen Artikeln gezwungen, soll sie auf Fehrmann begleiten und Undercover über das Seminar schreiben.
Der 20. April rückt immer näher…………

Fazit:
Olivia Monti zeichnet in ihrer Dystopie mit Kriminalromananleihen ein düsteres und beängstigendes Bild Deutschlands, insbesondere für alle älteren Bürger über oder ab 65 Jahren. Das Buch wirft Fragen über die Selbstbestimmung des Menschen, gerade in einer Zeit in der über Sterbehilfe oder das Recht über sein Leben selbst zu bestimmen kontrovers diskutiert wird, auf.
Ein Problem, das mit dem Buch sicher nicht zu lösen ist, aber es greift den ein oder anderen Punkt auf und stellt ihn zum Nachdenken.
Sicher, es ist ein Kriminalroman der mit anderen Stilrichtungen geschickt verknüpft ist und unterhalten soll. Aber das Buch ist auf Grund der Thematik auch ein Teil Gesellschafts- und Politikkritik.
Die Leseprobe ist angenehm leicht und flüssig zu lesen, spannend aufgebaut. Das Buch ist in der Erzählform geschrieben, Nadja öffnet ihre Gedanken, zeigt ihre Ängste und Gefühle und ermöglicht so das Eintauchen in eine düstere Zukunft.