Sternflüstern - ja bitte!

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sago Avatar

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Sternflüstern - danach habe ich nun auch ganz viel Sehnsucht bekommen. Wie ich gelernt habe, beschreibt der Begriff ein Phänomen, wenn der Dampf in Atemwolken knisternd gefriert, wozu es äußerst großer Kälte bedarf. Fantasievoll überträgt die Autorin hier den Namen des Naturphänomens auf die Momente im Leben, wenn zwischen Menschen ein wunderbarer Austausch, ein Gleichklang, entsteht.
Irith muss mit Mitte 50 den Tod ihres Geliebten Lunis verwinden. Ihre Beziehung war unkonventionell, geprägt vom Wechsel zwischen Nähe und Distanz. Von Lunis' Tod erfährt Irith tatsächlich erst durch einen Testamentsvollstrecker. Unter anderem hat Lunis ihr ein Päckchen anvertraut, das sie einer unbekannten Frau senden soll. Doch dazu ist Irith noch nicht bereit. Lunis, selbst Künstler, hatte Irith, die ursprünglich Hotelfachfrau ist, einst zu ihrer eigenen Kunst angeregt. Aus Glas, Naturmaterialien und Gegenständen, die niemandem mehr gehören, schafft Irith seitdem Collagen und Mosaike, bunt und verschlungen wie das Leben. Als ihr Chef sie bittet, die Wand seines Hotels zu gestalten, kommt Irith unvermutet die junge Sophie zu Hilfe, die Bildern ungewöhnliche Rahmen gibt. Ich ahnte schnell, dass es mit Sophie eine tiefere Bewandtnis hat. Spannend blieb für mich die Frage, was es mit der Paketempfängerin auf sich hat und wie Irith ihren weiteren, ganz eigenständigen Weg findet.
Mit ihrer Schilderung, wie Irith lernt, mit Lunis' Tod zu leben, hat die Autorin mich berührt. Vor allem ihre naturverbundene, poetische Beschreibung des verwilderten Gartens eines leerstehenden Hauses, in den sich Irith zurückzieht, ist sehr gelungen, ebenso wie die Sternflüstern-Momente, die Irith auch in Freundschaften immer wieder findet. Ein heilendes Buch mit wunderschönem Cover, das sicher noch lange nachwirkt.