Gute Idee, die leider Schwächen aufweist – insbesondere in Bezug auf eine leicht zu beeinflussende Zielgruppe

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siraelia Avatar

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Ich hatte mich schon sehr auf das neue Buch von Sofie Cramer „Strenschnuppengeflüster“ gefreut. Das Cover ist ein echter Hingucker, die Farben gut gewählt und die glitzernden Sterne ein echtes Highlight. Die Geschichte fängt auch gut an und richtet sich an eine Zielgruppe (gemäß Verlag) ab 10 Jahren.

Wir lernen die drei 14jährigen Mädels Leni, Amelie und Paula kennen. Jede der drei befindet sich in einer Lebenssituation, die die Adressaten sehr gut nachvollziehen können. Eines der Mädchen fühlt sich nicht attraktiv genug und hat Selbstzweifel ihren Schwarm anzusprechen. Die zweite befürchtet, dass ich ihre Eltern scheiden lassen wollen und die Dritte möchte sich gerne verwirklichen/ihr Hobby stärker ausüben/einen bestimmten Beruf ergreifen, was die Eltern nicht fördern und unterstützen, sondern eher noch verbieten. Die Drei schreiben ihre Wünsche an eine „Wunsch-Erfüllungs-App“ über die sie sich „kennenlernen“ und so nimmt das Ganze seinen Lauf.

Soweit so gut – nun kommt das große „aber“ für mich in dieser Geschichte. Die Art wie die „Probleme“ und vor allem deren Lösungen präsentiert wurden gefällt mir nicht so sehr. Insbesondere, dass so sehr auf das Aussehen (Haare, geschminkt sein, Gewicht) rumgeritten wird und mit aller Macht versucht wird, dieses zu ändern und erst ganz zum Schluss auch dargestellt wird, dass es natürlich auch auf die inneren Werte ankommt, missfällt mir sehr. Weiterhin frage ich mich, wie die Beziehung der Drei zu ihren jeweiligen Eltern ist, da alle Drei es nicht als Lösung ansehen, mal mit ihren Eltern zu sprechen. Als sie dann auch noch – entgegen aller Vernunft – ein gemeinsames Treffen planen (sie leben in unterschiedlichen Städten), habe ich mich wirklich gefragt, ob das die richtige Lektüre für Kinder ab 10 Jahren ist. Ich habe den Eindruck, dass das Buch sich an eine ältere Zielgruppe richtet. Älteren kann man so etwas bedingt zutrauen. Dann wäre der Plot allerdings in meinen Augen etwas zu einfach. Des Weiteren frage ich mich wirklich, welche Eltern ihrer 14jährigen Tochter den Zugang zu so viel Geld geben, dass sie mal eben Hotelzimmer, Drei-Gänge-Menü und ähnliches bezahlen kann. Denn die Eltern werden nicht als die uninteressierten, abwesenden Millionäre dargestellt, denen es egal ist, was ihre Tochter macht.

Der Schreibstil und die Idee der Geschichte haben mir sehr gefallen. Auch das Ende ist schön, als klar wird, dass es halt nicht auf die vermeintlichen Äußerlichkeiten ankommt und die Drei merken, dass sie ihre Probleme mit anderen Mitteln angehen können. Allerdings werde ich das Buch nicht an meine Tochter weitereichen oder nur gemeinsam mit ihr lesen, da mir die positiven Aussagen viel zu spät kommen. Für dieses Buch vergebe ich daher 3 von 5 Sterne.