Ausführlich, nah und interessant

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Schüchtern, schelmisch und doch mit unglaublich wachen Augen schaut der verstorbene Stieg Larsson den Leser vom Cover her an. Doch das, was er hinterlassen hat und was nun der Journalist Jan Stocklassa der Welt mitteilen wird, ist hochbrisant, hochinteressant und wird selbst die, die damals den Mord an Olof Palme nicht miterlebt haben, nicht kalt lassen.

Nachdem der schwedische Ministerpräsident Olof Palme 1986 auf offener Straße erschossen wird,
recherchiert der damals junge Reporter Stieg Larsson für seine Zeitung, um näheres herauszufinden und um die Fakten klar darzustellen. Doch scheint es, als würden alle Spuren, die die Polizei zunächst verfolgt, im Sande verlaufen. Anstatt ebenfalls aufzugeben, werden die Recherchen, die Stieg Larsson betreibt, noch intensiver – er widmet nahe zu sein Leben den Ermittlungen und Nachforschungen. So kommen Jahre zusammen, die Stieg Larsson mit dem Mord an Olof Palme verbringt, ebenso wie Akten, Dokumente und Aufzeichnungen. Zehn Jahre nach seinem Tod stößt der Journalist und Autor Jan Stocklassa auf eben diesen Nachlass von Stieg Larsson, als er ähnliche Ermittlungen anstellt.

In seinem Buch nimmt Jan Stocklassa den Leser bei der Hand und führt ihn durch die Ermittlungsergebnisse von Stieg Larsson. Dabei sind nicht nur beschreibende Worte an der Tagesordnung, auch von Stieg Larsson verfasste Briefe, Aufzeichnungen und Darstellungen bekommt der Leser zu sehen. Doch bekommt er ebenso viele Namen an den Kopf geworfen, dass er diesbezüglich bald schon den Überblick verliert. Wäre nicht das Personenverzeichnis am Ende des Buches, könnte der Leser sich fast selbst zu einem Stammbaum der Darsteller gezwungen sehen. Doch hat man sich erst mit den Charakteren auseinandergesetzt, bietet sich ein Bild um den Mord und die nachfolgenden polizeilichen Ermittlungen, das besser kaum zu recherchieren hätte sein können: durch die Dokumentation des Autors der Millennium-Trilogie, welche nun aufgearbeitet wurde, wird ein so detailliertes Bild mit allen Möglichkeiten des Ablaufs des Mordes, allen Hinweisen und Vermutungen sowie Verbindungen in Bezug auf Verdächtigen präsentiert, dass man nichts anderes sagen kann als: außergewöhnlich und unfassbar! Absolut gut dargestellt, zusammengefasst und in Worte gebracht.
Doch damit nicht genug: Jan Stocklassa begibt sich im Anschluss auch selbst auch die Spuren der Verdächtigen und setzt da an, wo es Stieg Larsson nicht mehr möglich war. Er beschreibt, wie er selbst sich mit den Personen, die der Larsson schon in Blick hatte trifft, diskutiert immer wieder seine eigene Theorie zum Mord mit der von Larsson und gibt schlussendlich seine Sicht auf die Dinge ab.
Fehlt nur noch, dass der Mord am Ministerpräsidenten nun doch noch aufgeklärt werden kann!

Brisante Enthüllungen, spannende Passagen, gewagte Theorien; das Buch beinhaltet von allem etwas und kann aus diesem Grund von allem etwas bieten. Es ist kein Kriminalroman im typischen Kontext, das sollte dabei dennoch jedem bewusst sein.