Rache!

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„Männer, die in der Vergangenheit Täter waren und sich brutal an Frauen vergangen haben…“ So lese ich die ersten Worte der Kurzbeschreibung und bin neugierig, wie das Autorinnenduo, das sich Lea Adam nennt, dies umsetzt.

Mit Jagoda Milosevic, kurz Milo genannt und ihrem Kollegen Vincent Frey begebe ich mich auf Mörderjagd. Die beiden Ermittler sind mir auf Anhieb sympathisch, der kollegiale Umgangston schafft Nähe, zu viel Privates jedoch will Milo nicht preisgeben. Zwei sehr authentische Polizisten, denen ich ihre Vorgehensweise und das Miteinander sofort abnehme - ein wenig flapsig, ein wenig Frotzeln, aber immer liebevoll.

Eine männliche Leiche wird gefunden mit einer Mülltüte über dem Kopf, zugebunden mit Kabelbinder. Nach dem Entfernen der Tüte blicken sie in leere Augenhöhlen. Die herausgeschnittenen Augen sind nicht weit vom Auffindungsort entfernt, auch deutet nichts auf Raubmord hin. Die Identität des Toten ist schnell ermittelt, er scheint ein absolut cleanes Leben geführt zu haben. Bald darauf wird eine zweite Leiche gefunden, diesmal fehlen die Ohren, vieles spricht für einen Serientäter.

Als erstes hat mich das Cover angesprochen. STIGMA sticht sofort aus der Düsternis, den Kopf dahinter will man gar nicht näher betrachten. Auf den etwa 400 Seiten verbirgt sich eine meist rasante Story, die Tätersuche und so manche Szene sind schon hart an der Grenze dessen, was erträglich scheint, nicht alles mag ich mir bildlich näher vorstellen.

Es geht um Schuld und um Gewalt, um sexualisierte Gewalt und um sehr viel Rache und um das Recht zur Selbstjustiz. Zwischendurch lese ich von Frauen, die kursiv gehaltenen Kapitel sind mit ihren jeweiligen Namen übertitelt. Ihre Leidensgeschichte lässt Schlimmes ahnen. Noch lassen sich diese Einwürfe mit dem Geschehen nicht in Einklang bringen, dies passiert erst sehr viel später.

Die Aufklärung der Morde, das Warum, wird zunehmend klarer. Der oder die Täter dagegen sind aus Ermittlersicht nicht so leicht zu fassen. Das Motiv ist schon greifbar und doch scheint deren Handlungsweise konfus. Der ansonsten spannende Thriller krankt an einer absoluten Selbstjustiz, auch an einer arg überzogenen Selbstgerechtigkeit.

Ein durchaus spannender Thriller, gut und leicht zu lesen, der gerade aus Frauensicht – die hier angepriesen wird - nicht unbedingt glaubhaft, weil überzogen, daherkommt. Ja, es ist keine Geschichte über ermordete Frauen, diesmal sind die Männer dran. Frauenpower in mörderischer Form sozusagen.