Selbstjustiz

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rafee Avatar

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Das Cover mit der verzerrten Schrift, strahlt bereits Schmerz aus und dieser spiegelt sich im Inhalt wieder. Wobei hier, weniger die begannenen Morde im Buch, für Schmerzempfinden beim Lesen sorgen, sondern viel mehr noch, die Vergewaltigungserinnerungen, welche in manchen Kapiteln zwischen geschoben sind. Bereits im Vorwort wird daher auf eine retraumatisierende Wirkung hingewiesen.

Den Schreibstil empfand ich äußerst mitreißend, so dass ich dieses Buch nur ungern aus der Hand legen wollte und gerade so durch die Kapitel geflogen bin. Das Grundthema, der sexualisierten Gewalt, was sich durch das Buch zieht, ist packend, aufwühlend und zum Teil auch frustrierend, wenn man bedenkt, wie viel Leid einige auch im echten Leben erfahren müssen. Aber genau hier wird man als Leser abgeholt und die eigene Moral wird hinterfragt, zwischen Selbstjustiz und Machtlosigkeit der Opfer, entwickelt man ebenso oder teils vielleicht sogar mehr Mitgefühl zur/m Täter/in, als zu den Ermordeten. Durchweg verwischen sich hier so die Grenzen zwischen Täter/in und Opfer.

Die Hauptprotagonistin, aus deren Sicht die Geschichte erzählt wird, symbolisiert zum einen eine starke, selbstbewusste Frau, die sich aber zugleich auch verunsichern lässt, wenn es um Ihre eigene Aussenwirkung und die damit verbundenen Handlungen geht. Dies erfährt man in inneren Monologen, so dass auch sie teils zum Opfer ihres Handelns wird, was sich in falschem Verhalten Ihrerseits zeigt und man hin und her gerissen wird zwischen verurteilen und mit ihr sympathisieren.

Leider muss ich sagen, hatte ich recht früh schon eine Meinung darüber, wer der Täter/die Täterin sein könnte, aber dies konnte der Spannung zum Glück nichts anhaben. Am Schluss blieb ich sprachlos zurück und ließ in Gedanken alles nochmals review passieren. Ein wirklich gelungener Thriller.