Geschenk des Todes

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Das Buch STILL – CHRONIK eines Mörders kann man in gar kein richtiges Genre einordnen, es ist Thriller, Psychogramm und Krimi gleichermaßen. Eine fiktive Biographie wie sie scheußlicher und gleichzeitig poetisch meisterhafter nicht sein könnte.

Karl Heidemann ist ein absolutes Wunschkind. Als er auf die Welt kommt ändert sich das allerdings rasch – er ist ein absolutes Schreikind. Niemand vermag ihn zu beruhigen und seine Mutter macht sich große Vorwürfe. Als man endlich herausfindet, dass er eine Ohrenerkrankung hat und jedes Geräusch, jede Kratzen, jedes noch so leise Flüstern immens laut und unerträglich potenziert hört, richten die Eltern ihm ein Zimmer im Keller ihres Hauses ein. Und dann nimmt die Katastrophe ihren Lauf…

Ein Protagonist wie Karl Heidemann ist natürlich ganz klar ein grausamer Mörder, gleichzeitig – und das mag am Aufbau, dem unvergleichlichem Schreibstil und der Aneinanderreihung von Schachtelsätzen liegen – sympathisiert man als Leser mit diesem seltsamen, grauenhaften Wesen. Fast schon ein Antiheld – auch wenn das paradox erscheint. Ich hatte beim Lesen das Gefühl, dass der Autor sich ganz klar und bewusst ausführlich mit dem Thema Tod auseinandersetzt und dies ihm auf eine eigenwillige, pittoreske Art auch gelingt.

Das Buch besteht aus 3 großen Abschnitten, die wiederum in kürzere Kapitel mit prägnanten Überschriften versehen sind. Man gleitet förmlich durch das Buch und fragt sich immer wie es enden wird.

Fazit: Wer keine Angst vor Serienmördern und einer kaltblütigen Todesserie hat, sollte sich dem armen Jungen Karl Heidemann ruhig annehmen. Man wird keinesfalls enttäuscht sein ;)

Eine bezeichnende Stelle im Buch: „Wer mit Ungeheuern kämpft, mag zusehn, dass er nicht dabei zum Ungeheuer wird. Und wenn du lange in einen Abgrund blickst, blickt der Abgrund auch in dich hinein.“ Friedrich Nietzsche