Still - Chronik eines Mörders

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sylviemarie Avatar

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Groß ist die Freude für Charlotte und Johann Heidemann, als sie ein Kind erwarten. Groß ist der Schreck, als das Kind geboren wird. Denn sein erster Schrei hört nicht mehr auf. Karl Heidemann ist durch nichts und niemanden zu beruhigen. Erst allmählich entdeckt sein Vater, dass das Kind sich beruhigt, wenn er mit ihm - an seine Brust geschnallt - lange Spaziergänge durch die Nacht unternimmt. Es scheint, dass nur dies und die Verabreichung von übermässigem Essen Karl kurzfristig ruhigstellen können. Ein Martyrium für die Eltern und auch für die Umgebung beginnt. Denn erst nach einer Weile entdeckt der Vater, dass Karl einfach nur ein übersensibles Gehör hat. Er baut ihm ein schalldichtes Zimmer und verschliesst seine Ohren mit Wachspfropfen und das Schreien hat ein Ende. Die Stille wird für ihn zur Erlösung. Kein Ende hat jedoch die Qual seiner Mutter, die mit der Ablehnung ihres Kindes nicht leben kann. Sie flüchtet in Alkohol und eine Affäre mit dem Dorfarzt.
An ihrem Geburtstag fährt sie mit Karl betrunken zum Dorfweiher und fleht ihn an ihm ein Zeichen ihrer Zuneigung zu geben, weil sie ansonsten ins Wasser gehen muss. Er sagt sein erstes Wort: "Geh" - und Charlotte geht ins Wasser... Als sie aus dem Wasser gezogen wird und er sieht, wie friedlich und still sie ist, empfindet Karl den Tod als Geschenk, das Schicksal nimmt seinen Lauf.
In den folgenden Jahren kommen immer wieder Menschen im Weiher ums Leben, später auch anderswo. Kriminalkommissar Horst Schubert jagd hinter Karl her, ohne seiner jemals habhaft zu werden. Er verlässt schließlich sein Heimatdorf und trifft auf Marie, seine einzige und große Liebe, für die er seinen den einzigen Mord aus Hass begeht. Ihren Vater, der sie schlägt. Der Mord misslingt und Maries Vater wird verstümmelt und Karl flieht in den Wald, wo er von einem Mönch am Ende seiner Kräfte aufgelesen wird. Er wird im Kloster gesund gepflegt und er verbringt dort etliche Jahre unter fremdem Namen und angeblich stumm. Viele Jahre später kehrt er zurück, findet Marie und ihre Liebe findet Erfüllung, wenn auch nur für sehr kurze Zeit....

Das ist eines der aussergewöhnlichsten Bücher, die ich seit langem gelesen habe. Man hat Verständnis für den Mann, der so gepeinigt ist, fast Sympathie. Das Buch ist nicht einfach zu lesen, aber das ist auch ganz passend, da der Stoff auch durchaus anspruchsvoll ist.