Mord mit Ansage

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Stille blutet, Thriller von Ursula Poznanski, 397 Seiten erschienen im Knaur-Verlag.
Der bizarre raffinierte Auftaktband zu einer neuen Thriller Reihe.
Nadine Just, die Anchor-Frau von Quick-TV, liest die neuesten Nachrichten bei einer Livesendung vom Teleprompter ab, ehe es ihr richtig bewusst wird, hat sie ihre eigene Ermordung angekündigt. Kurz darauf wird sie tatsächlich auf grausame Weise ermordet. Die junge Kommissarin Fina Plank ermittelt zusammen mit ihren Kollegen der Mordgruppe drei.
Das Buch teilt sich in 60 kurze knackige Kapitel. Dazwischen kurze Kapitel im Ich-Stil einer geheimnisvollen Person, die den Leser direkt anspricht. Die Überschriften sind Zeilen aus dem Gedicht „Die Verstummten“ von Georg Trakl. Blogeinträge, Textnachrichten und Zeitungsberichte sind in anderer Schrift vom übrigen Text abgesetzt und somit unübersehbar platziert. Bildhafte Schilderungen des Settings und eine flüssige, aufregende Erzählweise haben mich nur so durchs Buch fliegen lassen. Die Autorin hat sich der auktorialen Erzählform bedient.
Kein unnötiges Vorgeplänkel hat mich sofort in Lesefluss kommen lassen, während der Ermittlungen werden die Figuren ganz nebenbei eingeführt. Ein raffiniert konstruierter Fall, Besondere Gänsehaut hat mir das morbide gewählte Setting beschert, z.B. ein altes Abbruchhaus als Tatort, herrlich gruselig. Die Charaktere sind hervorragend geschildert und perfekt beschrieben, so konnte ich mir jede einzelne Figur gut vorstellen. Sie handeln allesamt nachvollziehbar, wenn auch nicht immer klug, des Öfteren habe ich mir gedacht: Wenn das jetzt kein Fehler war. Ganz besonders gut fand ich Fina, die einzige Frau und auch noch junge Kommissarin, die die Mordgruppe drei vervollständigt, klein und stämmig, Serafina Plank, die Fastfood mag und Fitness hasst. Ich konnte mich mit ihr gut identifizieren. Gerne habe ich ihre Gedanken zur Ermittlung verfolgt, wobei ich mir gewünscht hätte, dass sie gegen die fiesen Bemerkungen von Oliver Homburg, ihres Kollegen, etwas energischer zur Wehr gesetzt hätte. Oliver ist ein richtig gemeiner und frauenfeindlicher Zeitgenosse und ich hoffe, dass er in weiteren Folgen der Reihe noch ordentlich sein Fett abbekommt. Eine interessante Konstellation, darauf freue ich mich schon.
Die dazwischengeschobenen Kapitel aus Sicht einer unbekannten Person in einer rätselhaften, am Anfang für mich verwirrenden Sprache, haben mich zu Beginn eher gestört. Vermutlich handelt es sich hier um eine Figur die wohl noch in weiteren Folgen eine Rolle spielen wird.
Je weiter der Thriller fortschreitet desto grausiger, bizarrer und raffinierter wird die Story, die Verzweiflung, die Tibor ergriffen hat, konnte ich regelrecht spüren, mit Herzklopfen und Gänsehaut bin ich regelrecht durchs Buch geflogen, schwer es überhaupt aus der Hand zu legen. Zum Schluss hat sich der Fall jedoch plausibel geklärt, nach unvorhersehbaren Wendungen kam es zu einem überraschenden Ende. Eine morbide, doch moderne Thriller-Serie.
Mir hat dieser Auftaktband sehr gut gefallen, die dazwischengeschobenen Kapitel hätte ich nicht gebraucht, es war jedoch eine rätselhafte Taktik, die ich bisher noch nie erfahren habe. Ich habe es letztendlich als Cliffhanger empfunden.
Ich freue mich schon auf eine Fortsetzung und gebe 4,5 wo nötig 5 Sterne.