Neue Ermittlerin, neues Team, neue Mordserie

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dietaube Avatar

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Unter diesem Motto startete Ursula Poznanski ihre neue Thriller-Reihe mit dem Auftakt "Stille blutet", der am 1. September 2022 erschienen ist. Nicht zum ersten Mal bedient sich die Autorin bei dem Thema ihres Werks an aktuellen Herausforderungen, die mit rapide zunehmenden Datenverkehr und Fake News im Internet entstehen. In der Flut an Reaktionen und Kommentare auf die mysteriösen Morde ist nicht nachzuvollziehen, wann es sich um Fake und wann um Realität handelt. Ein Dilemma, das in den Ermittlungen dominiert und das Team ratlos werden lässt.

Besonders erfrischend ist die neue Ermittlerin und Protagonistin, die in ihrem Charakter und ihren persönlichen Herausforderungen im Vergleich zum Standard der Kriminalliteratur ein wenig aus der Reihe fällt. Auch die Dynamik im Team und die damit einhergehenden Schwierigkeiten wirken authentisch und lassen die Figur nahbar wirken. Anders erging es mir mit dem zweiten Protagonistin der Handlung, der unvermittelt und ungewollt als Schachfigur in dem ganzen Drama fungiert. Seine Handlungen und Reaktionen erschienen mir oft unverständlich. Die gleichen Fehler werden wieder und wieder begangen, so dass sein Handlungsstrang mit der Zeit etwas anstrengend wurde.

Grundsätzlich ist mir positiv aufgefallen, wie die Autorin geschickt und unterschwellig mit klassischen Rollen- und Charakterbildern der Täter:innen- und Opferverhältnisse in Kriminalliteratur bricht und neue Perspektiven eröffnet. Im gleichen Zug fällt auf, wie versucht wurde, mehr Diversität in den Pool der Charaktere zu bringen. Auch das ist der Autorin gut gelungen.

Die Auflösung am Ende war für mich zufriedenstellend und nachvollziehbar, ebenso wie die vielschichtigen Motive und Beziehungen der Figuren. Wie immer bei ihren Werken gelang es der Autorin auch hier, die Fäden am Ende sinnvoll zusammenzuführen und kluge Hinweise über die 400 Seiten hinweg zu streuen, die einem manchmal erst im Nachhinein bewusst werden. Das macht das Leseerlebnis besonders ansprechend und führt dazu, dass man das Buch gar nicht erst aus der Hand legen möchte.

Insgesamt macht der Auftakt Lust auf mehr - sowohl hinsichtlich der ungeklärten Fragen als auch bezüglich der Figurenentwicklung. Insbesondere bei der Protagonistin freue ich mich zu sehen, wie diese sich im Laufe der Reihe weiterentwickelt. Ich kann den Thriller uneingeschränkt weiterempfehlen. Für Fans der Autorin ist er ohnehin ein Muss, aber auch für alle anderen lohnt es sich, in diese Reihe einzutauchen und die kreativen Ideen der Autorin hautnah mitzuerleben.