Sogwirkung garantiert

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scarletta Avatar

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Ich muss gestehen, weder Cover noch Titel hätten mich dazu verleitet diesen Thriller zu lesen. Für mich wirken sie einfach zu reißerisch. Dabei hat der Titel einen lyrischen Grund, dazu aber später Normalerweise bin ich eigentlich auch keine Leserin von Thrillern, vielleicht fühle ich mich deshalb davon weniger angesprochen. Dafür stach mit der Name der Autorin gleich ins Auge. Denn die Jugendromane der bekannten Thriller-Autorin Ursula Poznanski schätze ich sehr.

Ja, es startet schon recht blutig und auch sehr modern. Die Wiener Nachrichtensprecherin Nadine Just liest recht geistesabwesend vor der laufenden Kamera in der Live-Sendung ihres Trash-Fernsehsenders vom Teleprompter die Ankündigung ihrer Ermordung an. Tatsächlich ist die bösartige und höchst unbeliebte Schönheit zwei Stunden später nicht mehr unter den Lebenden. Doch dies bleibt nicht der einzige, auf so merkwürdige Art angekündigte Mord. Als nächstes erwischt es einen auch nicht gerade beliebten Blogger.

Sehr realistisch wird die Reaktion der Medien und des Internets geschildert. Sofort werden die sozialen Medien mit dem Hashtag #inkürzetot mit Fakes, Trittbrettfaher*innen und hämischen Kommentaren überflutet.
Nicht nur der Mörder lenkt den Verdacht auf Nadines Exfreund Tibor, sondern Tibor tapst selber ungeschickt durch die Tatorte. Manchmal rauft man sich beim Lesen schier die Haare über seine Arglosigkeit und Naivität. Dabei mischt plötzlich eine weitere mysteriöse Figur aus dem Hintergrund mit, die keine Skrupel kennt.

Es ist für die junge Kripo-Ermittlerin Serafina „Fina“ Plank nicht einfach, sich durch dieses fiese soziale Netzwerk und die verleitenden Hinweise durchzukämpfen. Zudem hat sie in ihrem Ermittlerteam auch noch einen frauenfeindlichen und mobbenden Kollegen, der oft genug kontraproduktiv wirkt.

Fazit

Zunächst: ganz am Ende findet man als Leser*in eine Triggerwarnung für den Roman. Eine sehr gute Aktion, die aber eigentlich an den Anfang gesetzt werden sollte.

Sehr gefallen haben mir der Spannungsbogen und das hohe Tempo der Handlung. Die Atmosphäre war sehr gut getroffen, so dass sich rasch eine Sogwirkung ergab. Das Einflechten eines düsteren Trakl-Gedichtes zusammen mit der mysteriösen Stimme aus dem Off ist eine sehr interessante Idee. Dieses Gedicht ist auch Titelgeber des Buches. Somit hat sich das auch aufgeklärt.

Die junge Kriminalbeamtin Fina Plank im neuen Wiener „Mord-Team“ hat mir in ihrer bodenständigen ruhigen Art sehr gefallen. Sie ist in der Lage, sich selbst zu hinterfragen und hat durch das Mobbing ihres Kollegen einiges auszuhalten. Aber sie schafft es zunehmend, sich gegen den Macho durchzusetzen. Gut, dass es im Team auch noch positive und freundliche Unterstützung gibt.
Der frauenfeindliche mobbende Kollege ist leider noch kein Klischee, davon laufen noch viele in der Realität herum.

Ansonsten überwiegt die Zahl der unsympathischen Charaktere. Denn die Mordopfer waren allesamt eher nicht von der Seite der Guten und Menschenfreundlichen. Also gibt es der Mordgründe einige.
Der Hauptverdächtige Tibor tappt mit Leidenschaft in jede Falle und in jeden Hinterhalt. Da muss man einfach Mitleid haben. Aber dazu ist seine Figur ja auch angelegt, denn er leitet uns geschickt durch die Mordserie.

Ein gut komponierter Thriller.