Stille ertragen, sich selbst aushalten – aber ohne Selbstvorwürfe

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ninchenpinchen Avatar

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Ich habe „Die Stille“ als Hörbuch gehört. Das lief bei mir leider nicht so gut, was aber an meiner mp3-Technik liegt.
Der Wegweiser zur Stille besteht im Wesentlichen aus eigenen Gedanken, Reisebeschreibungen, Erlebnissen mit der Familie und aus Weisheiten berühmter und weniger berühmter Philosophen.
Und es geht um die Schwierigkeit, sich selbst auszuhalten, bzw. um die Angst davor, sich in der Stille selbst kennenzulernen.
Einige wenige Aspekte waren neu für mich, z. B. das Experiment, lieber Schmerzen zu ertragen, als mit sich allein in der Stille zu sein.
Auch habe ich noch nie jemandem vier Minuten in die Augen geschaut – unentwegt.

Ein wenig mehr Struktur hätte mir gefallen, allerdings ist mir klar, dass so eine Struktur schwerfällt, denn wie will man die Stille strukturieren? So können es ja letztendlich nur Gedanken, Experimente oder Erfahrungen sein, die man selbst gedacht oder gemacht hat oder die andere mit der Stille gemacht haben.

Interessant fand ich die Idee, mal von draußen einen bemoosten Stein mit heimzubringen und ihn auf den Küchentisch zu legen. Oder Steine zu verschenken, sie als etwas zu betrachten, was nicht von Menschen gemacht ist.

Stille ertragen, sich selbst aushalten – aber ohne Selbstvorwürfe, da denke ich z. B. an Louise Hays Spiegelarbeit. Die Wanderung in der Antarktis hat mir auch sehr gefallen, allerdings bin ich nicht sicher, ob ich Lust hätte, das nachzumachen, sicher lieber nicht. Bergsteigerei in Maßen, wär sicher eher mein Ding, gefährlich sollte es dann allerdings nicht sein. Aber es gibt ja genügend andere Möglichkeiten, die Stille zu erleben. Draußen meditieren z. B., möglichst dort, wo es keine menschlichen Geräusche gibt und dann auf die Stille achten, in den Pausen, zwischen dem Vogelgezwitscher und dem Wind, der übers Wasser weht.

Da auch ich gerne draußen in der Natur bin, ist es mir absolut unverständlich, das heutzutage viele Leute verstöpselt herumlaufen, sie hören also lieber Musik oder sonstwas statt Stille. Schade.

Ein Schweigeseminar möchte ich an dieser Stelle noch erwähnen, an dem ich mal teilgenommen hatte. Es war leider nur ein Wochenende lang. Aber sehr intensiv. Es gab etwa dreißig bis vierzig Teilnehmer und es wurde tatsächlich nicht geredet. Man hat gemeinsam gegessen und meditiert, mal drinnen (Sitzmeditation), mal draußen (Gehmeditation) und beim anschließenden Eintritt in den Alltag hatte ich mir damals gewünscht, es würde mehr geschwiegen.

Mein Fazit: Ich würde das Buch jedem empfehlen, der auf der Suche ist nach mehr Spiritualität, nach mehr innerer Ruhe und natürlich nach mehr Stille.
Und: Wer Hörbücher hören mag, der Sprecher Wolfgang Berger passt genau dazu. Er spricht ruhig, sanft und gelassen. Die Hörbuchfassung ist eine ungekürzte Lesung von 150 Minuten Dauer. 150 Minuten, die sich echt lohnen.