Der starke Anfang wird nicht gehalten

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strickli Avatar

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Die Geschichte beginnt enorm spannend - sozusagen im Echtzeitmodus entdeckt der Leser gemeinsam mit zwei Bauarbeitern im Keller eines verlassenen Hauses einen Käfig, der offenbar aus Menschenknochen gefertigt wurde. In diesem Käfig wird ein verwahrlostes Kind gefangengehalten, das einen der beiden Männer anfällt und beißt. An einer Kellerwand befindet sich eine Zeichnung, auf dem Boden liegen verwelkende Blütenblätter - wurde hier jemand bei der Vollziehung eines Rituals gestört? Die Ermittlungen beginnen durch Phil Brennan gemeinsam mit seiner Partnerin Marina Esposito, die als polizeiliche Profilerin tätig ist.

Die Profilerin kommt überraschend schnell darauf, dass hier nur ein Serientäter am Werk sein kann, der Kinder bereits jahrelang auswählt und sie auf der Grundlage eines Jahreszeitenkalenders opfert. Und nicht damit aufhören wird.
Dafür, dass es sich bei der Erzählung um eine Reihe um die Profilerin herum handelt, ist diese für meinen Geschmack viel zu wenig involviert. Der Leser erfährt kaum etwas von ihren Überlegungen, die sie zu einem bestimmten Schluss führen. Stattdessen scheint sie (eher unerklärliche) Eingebungen zu haben, die sie überkommen, indem sie sich am Tatort im Kreis dreht und so den Eindrücken öffnet. Mit einem ansonsten gewohnt schwierigen Hineinversetzen in den Täter durch den Profiler, das sogar bis hin zu einer Identifizierung mit dem Täter führen kann (man denke an die Serie um den Profiler Tony Hill), hat dies hier wenig zu tun.

Enttäuschend auch die letztendliche Aufklärung: eine seit Jahren im Untergrund überlebende Sekte, mitgetragen von hochrangigen Persönlichkeiten, u.a. bei der Polizei selbst - der Garten. Unklar bleiben die Beweggründe dieser Sekte.Warum regelmäßig Kinder opfern? Warum die Sektenmitglieder gegen ihren Willen verkaufen? Warum Menschen importieren? Die Aufklärung ist in meinen Augen viel zu oberflächlich geblieben. Dadurch kann das Buch nicht überzeugen, nicht unter die Haut gehen und nicht im Leser nachwirken. Die anderen Bände dieser Reihe werde ich sicherlich nicht lesen.

Fazit: ein super Ansatz, eine theoretisch gute Geschichte, die aber leider flach und dadurch im Nachhinein sogar farblos bleibt.