Langatmig und wenig einfallsreich

Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern Leerer Stern Leerer Stern
missmarie Avatar

Von

,,Ich frage mich, ob du sie immer noch für ein Monster hältst. Das hängt vermutlich davon ab, was du unter diesem Wort verstehst. Wie sind Monster? Hässlich? Schrecklich?"

Sind wirklich die mythischen Gestalten - Gorgonen, Sirenen, Skylla - tatsächlich die Monströsen? Die Bösen? Und die sind Helden der grieschischen Mythologie wirklich immer auf der guten Seite? Diese Fragen wirft Natalie Haynes moderne Interpretation des Mythos um Medusa auf. Die Geschichte orientiert sich dabei an dem, was schon die alten Griechen berichteten: Die beiden Gorgonen finden eines Tages eine sterblich Schwester an Land und ziehen sie groß. Medusa - so der Name der sterblichen Gorgone - wird von Poseidon in einem Tempel der Athene vergewaltigt, was Athenes Wut auf Medusa zieht. Die Götting verflucht Medusa, sodass der Schlangenhaar wächst und sie den bekannten versteinernden Blick bekommt. Um die Erzählung abzurunden, tritt schließlich Perseus auf den Plan, der von König Polydektes den Auftrag erhält, ihm den Kopf der Medusa zu bringen.

Natalie Haynes gilt als Kennerin der griechischen Mythologie und hat in der Vergangenheit mit einigen Neuinterpretationen der griechischen Erzählungen auf sich aufmerksam gemacht. Dass sie auch mit ,,STONE BLIND - Der Blick der Medusa" die sperrige Sage deutlich zugänglicher gemacht hat, muss man ihr zugestehen. Dennoch konnte mich der Roman wenig überzeugen. Die aufgeworfenen Fragen nach dem Monströsen sind für mich einfach raffiniert genug gestellt worden. Haynes dreht das Schema der griechischen Mythologie schlicht um: Die Monster sind nun die guten und die Menschen sind so machtbesessen, dass sie ehrenhafte Ziele aus den Augen verlieren. Dass die Geschichte aus Sicht des Medusenhauptes erzählt wird, unterstreicht diese Perspektive. Das mag zwar eher unseren modernen Lesegewohnheiten entsprechen, ist aber genauso eindimensional wie der Originalstoff. So kommt es, dass ich mich beim Lesen stellenweise sehr gelangweilt habe. Ja, die Götter sind gelangweilt und spielen daher ihre Spielchen - das habe ich schon am Anfang verstanden und das muss mir nicht immer wieder präsentiert werden. Dabei ist die Handlung an vielen Stellen durchaus dramatisch! Der Autorin gelingt es aber nicht, von einer nüchtern- distanzierten Erzählstimme wegzukommen. Und so wirkt es, als ob der Blick der Medusa auch die Empathie der Erzählinstanz gänzlich hat versteinern lassen.

Ärgerlich sind auch die vielen Fehler, die sich in das e-Book eingeschlichen haben. Oft fehlen Buchstaben, manchmal sind Sätze unvollständig. Natürlich bleibt mal ein Fehler stehen, von einem gut lektorierten Buch erwarte ich aber, dass ich nicht alle 25 Seiten auf einen Buchstabendreher stoße.

Insgesamt war das Buch aus meiner Sicht "ok", mehr aber auch nicht. Den Medusa-Stoff neu zu erzählen halte ich grundlegend für eine gute Idee. Auch die Kapitel, die von Dingen erzählt werden, fand ich literarisch spannend. Ein Lesevergnügen war der Roman für mich jedoch nicht.