Nicht Medusas Geschichte

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papilionna Avatar

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Ich bin enttäuscht.
Jennifer Saints "Elektra" war eines meiner Lieblingsbücher 2022 und Madeline Millers "Circe" gehört zu meinen absoluten Favoriten, weshalb ich auf dieses Buch super gespannt war. Gerade Medusa ist eine der spannendsten, missverstandendsten Figuren der griechischen Mythologie und hat eine würdigere Neuerzählung verdient.

Leider täuschen Titel und Cover: die Handlung dreht sich nur am Rande um Medusa. Vielmehr stehen andere Charaktere wie Athene oder Perseus im Mittelpunkt, die zwar natürlich Berührungspunkte mit der Titelheldin haben, aber nicht der Grund sind, warum ich das Buch in die Hand genommen habe.
Die Geschichte wird aus sehr vielen Perspektiven erzählt, da gibt es die bereits erwähnten Charaktere, aber auch Figuren, von denen man maximal am Rande schon mal gehört hat, selbst wenn man sich mit griechischer Mythologie etwas auskennt.
Selbst Medusas abgetrenntes Haupt hat eine eigene Erzählperspektive und bekommt mehr Erzählzeit als sie selbst.

Dadurch, dass die Sympathieträgerin Medusa im Buch so wenig vorkommt, musste ich mich ziemlich aufraffen, weiterzulesen. Athene war ja noch nie eine der charmantesten Göttinnen, aber hier wird sie derart egoistisch, engstirnig und unsympathisch dargestellt, dass es schwerfällt, ihr etwas abzugewinnen.

Was auch nicht hilft, ist der teilweise sehr flapsige Schreibstil. Besonders die Dialoge sind mitunter sehr umgangssprachlich, nicht unbedingt in der Wortwahl, aber darin, dass man die Intelligenz der Charaktere in Frage stellt, was besonders bei den Gottheiten ungünstig ist.
Zudem sind mir wirklich viele Rechtschreibfehler aufgefallen, was nicht dazu geführt hat, dass mir das Buch besser in Erinnerung bleiben wird.