Wie der Blickwinkel über vermeintliche Monster und Helden entscheidet

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Ich beginne mit dem Cover, das blaue Abbild der "Medusa auf dem Schild der Athene im Parthenon" auf den schwarzen Hintergrund gefällt mit sehr gut weil es gemeinsam mit der goldenen Schrift und den kleinen blauen Symbolen stimmig ist, es hat einen griechischen Touch, passend zur Geschichte. Insgesamt ist die Aufmachung als Hardcover mit Lesebändchen sehr geschmackvoll.

Medusa ist, so denke ich, einen jeden von uns ein Begriff auch wenn man sich nicht mit der griechischen Mythologie beschäftigt, das furchterregende Monster, das dich mit einem Blick in Stein verwandelt. Die Handlung von "Stone Blind" hält sich überwiegend an Ovids Geschichte über Perseus, aber durch die unterschiedlichen Blickwinkel auf Medusa und ihr Leben mit ihren Schwestern bekommt man ein ganz anderes Gefühl für die junge Frau und ihr Schicksal.
Zum Aufbau, das Buch ist in fünf Teile und viele unterschiedlich lange Kapitel aufgeteilt. Die Autorin wechselt in den einzelnen Kapiteln immer wieder den Blickwickel, mal ist es eine Gottheit, ein anders mal ist es Medusa selbst, mal ist es eine ihrer Schwestern. Dieser Aufbau hat es mir manchmal etwas schwer gemacht in einen richtigen Lesefluss zu kommen, auch die vielen Handlungsstränge waren mitunter herausfordernd. Aber das hat dem Buch auch eine besondere Note gegeben und vor allem diese vielen Stränge, die zu diesem und jenem Ereignis führen, haben mich an die griechische Mythologie erinnert und damit sehr authentisch gewirkt.

Mit Medusa selbst habe ich sehr mitgefühlt, eine junge Frau, die behütet bei ihren Schwestern, den anderen beiden Gorgonen, aufwuchs. Sie konnte ihrem Schicksal das hauptsächlich durch Taten anderer zustande kam nicht entkommen. Mit dem rücksichtslosen Verhalten der Gottheiten und auch vieler griechischer Helden habe ich mir schon immer schwer getan, so auch in der Geschichte Medusas. Besonders der Dialog am Ende des Buches zwischen Athene und dem Gorgoneion zeigt dieses Verhalten so gut auf.

Wie man hoffentlich merkt hat "STONE BLIND Der Blick der Medusa" mir sehr gut gefallen, es hat mir mein Vorwissen zur griechischen Mythologie, das ich mir in meiner Jugend angeeignet habe wieder hervorgelockt und mich etwas aus meiner Romancy-Komfort-Zone geholt. Trotz der verschiedenen Perspektiven hat es Natalie Hayes geschafft eine runde Geschichte über eine als Monster verschriene junge Frau zu schreiben und ohne zu werten der antiken Legende einen neuen Blickwinkel aufzuzeigen. Somit gebe ich gerne eine Leseempfehlung für alle die antike Mythologie interessiert und/ oder auf der Suche nach einer ungewöhnlichen Geschichte über Frauen und deren Schicksale sind.