Wichtige Botschaft für Jung und Alt – Umsetzung leider mit Schwächen

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Was kann jede und jeder Einzelne von uns für die Umwelt tun? Was können wir machen, um die Umweltverschmutzung und das Eingreifen großer Firmen in unser ökologisches System zu verhindern und unser Klima zu schützen? Antworten darauf findet man in diesem Buch, welches mit seinem Umwelt-Thema den Zahn der Zeit trifft. Nicht zuletzt durch Greta Thunbergs Schulstreik und den in der Politik groß diskutierten „Green Deal“ der Europäischen Kommission ist das Thema inzwischen in aller Munde und bewegt auch viele Firmen und Start Ups dazu, umweltfreundlicher zu produzieren oder alternative Produkte zu entwickeln. Die Idee, auch schon die Kinder und Jugendlichen für dieses Thema zu sensibilisieren, ist wirklich toll, weswegen ich die Lektüre des Buches an sich empfehlen würde. Allerdings wurden meine Erwartungen nicht ganz erfüllt.

In dem Buch werden verschiedene Persönlichkeiten vorgestellt, welche auf ihre Weise zum Schutz der Umwelt beigetragen oder zumindest auf ihn aufmerksam gemacht haben. Dabei werden sehr bekannte Persönlichkeiten wie Emma Watson und Leonardo Di Caprio ebenso berücksichtigt wie – zumindest für die heutige Jugend – weniger bekannte Figuren. Die Geschichten sind spannend und vermitteln eine klare Botschaft, dazu sind sie jeweils mit einer einseitigen, künstlerischen Zeichnung der Person versehen. Allerdings verstricken sich die Autoren häufig zu sehr in Details, zählen gewonnene Preise, Studienabschlüsse oder Begebenheiten auf, welche für den Kern der Geschichte nicht von besonderer Bedeutung sind. Fast wirkt es an manchen Stellen so, als hätte der Platz gefüllt werden müssen, damit ein etwa 250 Seiten dickes Buch entsteht. An anderen Stellen wiederum werden wichtige Themen angerissen, ohne in die Tiefe zu gehen. Ein Beispiel aus dem Portrait von Greta Thunberg: Gretas Mutter erzählt ihr, dass durch die Treibhausgase die Temperatur auf der Erde ansteigt. Greta versteht nicht ganz, was ihre Mutter meint, weshalb diese ihre Tochter auffordert, mit ihrem Laptop zu recherchieren. Erklärungen werden keine mehr geliefert. Da frage ich mich: Wenn es die junge Greta zunächst nicht richtig verstanden hat, wie sollen dann die jungen Leserinnen und Leser dieses Buches mehr erfahren, wenn es keine weiteren Erläuterungen gibt?

Auch hat mir das Aufzeigen konkreter Handlungsmöglichkeiten gefehlt. Die in diesem Buch vorgestellten Persönlichkeiten können sicherlich als Vorbilder für Kinder und Jugendliche dienen, haben ihre Ziele aber auch erst nach vielen Jahren – und zum Teil auch dank ihrer Berühmtheit, Geld oder guter Beziehungen – verwirklichen können. Mir ist bewusst, dass der Umweltschutz bei der richtigen Einstellung beginnt und sich nichts von einem auf den anderen Tag ändern wird. Durch diese doch sehr radikalen Persönlichkeiten kann ich mir jedoch auch vorstellen, dass das ein oder andere Kind eher verschreckt ist und gar nicht mehr weiß, wo es überhaupt beginnen sollen. Es geht hier ein bisschen unter, dass auch schon kleine Dinge viel bewirken können.

Mein letzter Kritikpunkt ist der Titel „Storys für Kinder, die die Welt retten wollen“. Wozu der englische Begriff, das Wort „Geschichten“ ist doch auch sehr schön? Und ist „die Welt retten“ nicht ein bisschen hoch gegriffen? Müssten, um die Welt zu „retten“, nicht auch andere Probleme abseits des Themenkomplexes Umwelt und Klima angegangen werden? Entsprechend hätte ich bei Geschichten, die zum Weltretten motivieren sollen, auch andere Aspekte erwartet – was tun gegen Krieg, Hunger, Gewalt und Ungerechtigkeit? Auch wenn die grüne Schrift und Blättermotive auf dem Cover auf das Umweltthema hindeuten, wird dieser erst beim Lesen des Klappentexts deutlich. Ein anderer und weniger irreführender Titel kann hier eine falsche Erwartungshaltung vermeiden.

Auch wenn ich an der Umsetzung des Buches Kritikpunkte habe, kann ich abschließend dennoch sagen, dass ich die Idee, die hinter diesem Buch steckt, gut finde und unterstütze. Diese Hommage an jene, die sich für unsere Umwelt und unser Ökosystem einsetzen, kann – wenn man mit der richtigen Erwartungshaltung herangeht – nicht nur für junge Leser eine inspirierende Lektüre sein.