Nichts ist hier so, wie es scheint

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gisel Avatar

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Max Schmeling, der Erfolgsautor mit dem Namen des bekannten Boxers, erhält einen Brief von einem ehemaligen Schulkameraden. Da Tibor Schittkowski ihm in der Jugendzeit zweimal das Leben gerettet hat, bittet er Max, dieser möge nun ihm einen Gefallen tun, er sei es ihm ja schuldig. Max lässt sich darauf ein, auch wenn er es eigentlich gar nicht richtig will. Doch er findet, dass er Tibor Schittkowski diesen Gefallen schuldet. Worauf er sich tatsächlich einlässt, ahnt er nicht ansatzweise, und auch der Leser erfährt die wahren Hintergründe erst ganz zum Schluss. Die aber sind ganz anders, als man während der gesamten Lektüre erwarten würde. Der Titel ergibt erst ganz zum Schluss einen Sinn; erst dann erkennt man, was sich hinter dem Autorenduo Nesser/Polanski verbirgt.
Anfangs plätschert die Geschichte so vor sich hin, ähnlich wie sich Max Schmeling eher treiben lässt, Schittkowski einen Gefallen zu tun und damit eine alte Schuld zu begleichen. Das ist manchmal ganz mühsam, besonders da sich die Erzählung des öfteren in unübersichtlichen Schachtelsätzen verliert. Nachdem diese Durststrecke jedoch überwunden ist, führt die Geschichte den Leser so völlig auf den Holzweg, dass es dann wieder ein besonderes Vergnügen ist, weiterzulesen. Die überraschende Wendung ist nicht vorauszusehen - das ist pure Absicht!
Nichts ist, wie es scheint: Das gesamte Ausmaß dieser Aussage erkennt der Leser erst am Schluss. Einfach brillant! Mit „Strafe“ legt Hakan Nesser einen ganz eigenwilligen Roman vor, der sich schwer in irgendwelche Schubladen einordnen lässt - genau das macht den Reiz dieses Buches aus.