Strafe - überraschend, spannend und geschickt konstruiert

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elviga Avatar

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Auch wenn mein erster Leseeindruck schon ein guter war, so hat mich die gesamte Lektüre des neuen Buchs von Hakan Nesser doch noch viel mehr beeindruckt.
Ein bisschen misstrauisch bin ich ja immer bei Romanen die von zwei Autoren geschrieben sind, aber hier ist das – auch wenn niemand bisher Paula Polanski kannte – ein völlig unangebrachtes Misstrauen.
Max Schmeling ist ein erfolgreicher Schriftsteller (und nein: sein Name ist kein Zufall wie ich ursprünglich dachte), er hat es zu etwas gebracht. Aus seiner Routine reißt ihn der Brief eines früheren Schulkameraden heraus, zu dem er die ganzen Jahre über keinerlei Kontakt mehr hatte. Er sei sterbenskrank und bräuchte dringend seine Hilfe. Da er ihm früher bereits zweimal das Leben gerettet habe, sei Schmeling ihm, Tibor Schittkowski, das schuldig. Auch wenn Schmeling absolut keine Lust dazu hat, fährt er dennoch viele Kilometer weit zum „Scheißhaufen“ was Tibors Spitzname einmal gewesen war.
Dieser leidet an ALS im Endstadium, er übergibt Max seine Aufzeichnungen und bittet (befiehlt?) ihm diese zu lesen.
Von nun an wird abwechselnd ein Kapitel des aktuellen Lebens Schmelings geschildert und dann wieder ein Kapitel aus Tibors Aufzeichnungen.
Man erfährt von den Lebensrettungen, von der Kindheit und Jugend der beiden, aber nach und nach auch von anderen Dingen aus der Vergangenheit.
Das ist sehr geschickt konstruiert, man ist immer ein wenig sauer, dass es jetzt gerade wo es doch so spannend ist, wieder einen Wechsel gibt – doch genauso schnell ist man wieder mittendrin in der anderen Zeit, in der Perspektive der anderen Person.
Sehr toll fand ich auch die Auflösung der Person Paulas, doch darüber kann ich nicht mehr schreiben um nicht zuviel zu verraten.
Ich bin sehr angetan von diesem Roman, den man gut und gerne einen Thriller nennen kann, zumindest was die Spannung anbelangt.