Wer loslässt, hat die Hände frei

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
büchersally Avatar

Von

Lilo hat ihr ganzes Leben in St. Peter Ording verbracht. Als Zwanzigjährige hat die dort in einer Hippie-Komune gelebt und ist dann wegen eines Malers dort geblieben. Sie liebt das Rauschen der Nordsee zu jeder Tageszeit, das Kreischen der Möwen und die salzige Briese. Doch nun hat ihr der Arzt eine Luftveränderung empfohlen, um mit ihrer Arthritis beschwerdefreier leben zu können. Schweren Herzens verlässt sie ihre Heimat Richtung Ibiza. Doch vorher veranlasst sie noch eine Schenkung der Strandperle an ihre beiden Nichten.

Tanja Janz kommt in ihrem Roman schnell zur Sache. Die ersten drei Kapitel greifen jeweils einen Handlungsstrang auf und führen so ihre Hauptfiguren ein. Jede der drei Frauen steht momentan vor einer schweren Entscheidung, die ihr künftiges Leben beeinflussen wird. Bei Lilo ist es die Krankheit, bei Insa eine weitere Absage zu ihrem Traumjob Archäologin und Stephanie will Abstand zu ihrem untreuen Ehemann. Die Strandperle könnte also tatsächlich die Lösung für alles sein.

Die Figuren werden lebendig geschildert, sodass man als Leser meint, sie bereits zu kennen. Augenscheinlich haben Insa und Stephanie nichts gemeinsam. Dennoch bilden sie mühelos ein Team und machen sich an die Arbeit, den heruntergewirtschafteten Campingplatz wieder auf Vordermann zu bringen. Bis zum Ziel sind natürlich noch einige Hürden zu überwinden, die dem Leser Gelegenheit bieten, Empathie aufzubauen und mit der kleinen Truppe mitzuleiden und sich über Erfolge zu freuen.

Auch bei der Beschreibung der Umgebung arbeitet die Autorin mit einer bildhaften Sprache. Man kann die Gerüche und Geräusche des Meeres förmlich hören. Wer schon mal in St. Peter war, wird sofort die Holzstege unter den Füßen spüren und das Dünengras im Wind rascheln hören. Der gewählte Erzählstil erleichtert es, sich zurückzulehnen und zu genießen. Nach der letzten Seite war ich mit dem Ausgang der Geschichte rundum zufrieden. Einige Lösungen zeichneten sich zwar schon recht früh ab, was aber nichts schlechtes sein muss. Anderes konnte überraschen. Das Leben ist eben doch wie ein langer Strand. Der Roman bietet leichte Unterhaltung, die gerade für die kommenden Urlaubsmonate geeignet ist.