Der Soundtrack des Lebens

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
miro76 Avatar

Von

Jonas und Chiara sind auf dem Weg nach Amsterdam. Bereits im Zug treffen sie kurz aufeinander, gehen aber getrennte Wege. Beide sind irgendwie ein bisschen auf der Flucht. Beide haben Verluste zu betrauern und müssen sich neu orientieren.

Chiara ist in Amsterdam, weil sie da Strassenmusik machen will und auf gutes Publikum hofft. Sie schreibt eigene Songs, ist aber etwas verunsichert, ob die was taugen.

Jonas will einfach nur weg und Amsterdam ist wohl das erste was ihm eingefallen ist, denn seine Band hat ihn gleichzeitig mit dem Durchbruch rausgeschmissen. Das große Konzert steht an und er möchte sich den unangenehmen Fragen nicht stellen. In Amsterdam irrt er durch die Straßen, bis er über Chiaras Gitarre stolpert, die sie in einem Pub vergessen hatte.

Endlich kann er wieder Musik machen und über die Gitarre lernen sich die beiden nun tatsächlich kennen.

Ihre Annäherung gestaltet sich etwas schwierig, denn Jonas ist sehr introvertiert und schüchtern. Er kann sich schlecht mitteilen und kommt dabei kaum auf den Punkt. Chiara ist nicht gerade die geduldigste Person und eigentlich immer kurz vor einem Wutausbruch. Diese Unterschiede könnten auch eine Stärke sein, doch tatsächlich hat man eher das Gefühl, sie schwächen das feine Gefüge, das ihr Duo bildet. Musikalisch harmonieren sie perfekt, aber privat läuft es nicht besonders rund zwischen ihnen.

Schön fand ich, dass von Anfang an klar war, dass diese Geschichte keine Romanze wird, denn Chiara steht ganz eindeutig auf Frauen und hält das vor Jonas auch nicht geheim. Sie gefällt ihm zwar sehr gut, aber es ist ihm bewusst, dass es zwischen ihnen nur Freundschaft geben kann.

Ob die beiden den großen Durchbruch schaffen, wir hier natürlich nicht verraten. Nur noch so viel: Beide finden wieder Halt in ihren Leben. Die Zeit der Orientierungslosigkeit findet nach Amsterdam ein Ende.

Schade fand ich, dass Chiaras Verhalten bis zum Schluss nicht ganz geklärt ist. Ihre unbändige Wut, die sie immer wieder explodieren lässt, bleibt unbegründet und hat auch dazu geführt, dass mir diese Figur immer fremd blieb. So sind die Sympathien recht eindeutig zugunsten des ruhigen Jonas verteilt, denn er ist zwar übermäßig selbstkritisch, aber immerhin zu Selbstreflexion fähig. Bei Chiara zeigt sich das nur ganz rudimentär.

Insgesamt hat mich das Buch gut unterhalten. Es liest sich flott und flüssig, der Stil ist nicht kompliziert und die Geschichte ist spannend und interessant. Am besten liest man das Buch im Zug, mit der passenden Playlist (findet sich auf Spotify) im Ohr!