Persönlichkeitsentwicklung vor dem Hintergrund schillernder Musik

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sternzauber Avatar

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Was für ein geniales Cover! Die Seifenblasen schillern in allen Farben des Regenbogens und spiegeln damit all die Facetten, die (Strassen-)Musik bieten kann. In ihnen sind aber auch die Grachtenhäuser Amsterdams zu erkennen, wo die Geschichte zu einem großen Teil spielt, und es gibt im Text eine weitere Verbindung zu den magisch-bunten Gebilden, die ich an dieser Stelle jedoch nicht verraten möchte. Mich hat dieses Bild gleich für sich eingenommen und dafür gesorgt, dass ich das Buch unbedingt lesen wollte!

In der Geschichte bilden Chiara und Jonas den Mittelpunkt des Geschehens. Sie begegnen sich im Zug auf der Reise nach Amsterdam, wohin sie, unabhängig voneinander, unterwegs sind, weil sie in ihren jeweiligen Leben gerade Brüche und Orientierungslosigkeit bedrängen. In der Stadt begegnen sie sich wieder und nach einem missglückten Start in den Kontakt zueinander, beginnen sie gemeinsam Straßenmusik zu machen, was für Beide viel verändern wird…

Wer eine harmonische Geschichte mit in sich ruhenden Personen sucht, der ist in diesem Buch fehl am Platz, wer sich aber auf sperrig ungewöhnliche Charaktere einlassen kann und Spaß an Figuren hat, die vielschichtig, etwas bis vermehrt „strange“ und sehr mit sich selber beschäftigt sind, der wird hier auf jeden Fall fündig! Keine langweiligen Ja-Sager und angepassten Mitläufer. In dieser Geschichte suchen junge Menschen nach ihrem eigenen Weg, erkunden verschiedene Möglichkeiten und versuchen (unterbewusst) eigene Verhaltensmuster zu überwinden.

Manchmal ist das auch für den Leser/die Leserin anstrengend und nicht immer waren mir die Charaktere oder ihre Verhaltensweisen sympathisch, aber die Geschichte regt dadurch auch zum Nachdenken und zum Hinschauen an und es hat mir trotzdem viel Spaß gemacht dieses Buch zu lesen!

Der Schreibstil von Markus Behr passt dabei gut zum Geschehen, denn teilweise klingt seine Stimme etwas rau und kantig, aber es gibt auch zartere Momente und schöne Vergleiche. Die Dialoge waren mir teilweise zu „spleenig“, aber auch das harmoniert gut mit den Charakteren und Geschehnissen und im Gesamteindruck ist es damit wieder ansprechend für mich.

Toll finde ich, dass Markus Behr in seiner Geschichte, die 215 Seiten umfasst, sehr viele Themen der Persönlichkeitsentwicklung, der Vorlieben und Abneigungen, der Beziehungen mit und zu anderen Menschen und des eigenen persönlichen Ausdrucks unterbringt. Verbindendes Element ist dabei immer die Musik, die in meinen Augen wunderbar beschrieben und eingebracht wird. Ich konnte im Text fühlen, wie die Töne, wie der musikalische Ausdruck, wie der Rhythmus auf die ProtagonistInnen wirkt und wie das Musikerlebnis verbindet.

Eine ungewöhnliche und sehr musikalische Geschichte, die die harmonischen Töne, aber auch die Disharmonien in zwischenmenschlichen Beziehungen beleuchtet und die junge Menschen bei der Suche nach sich selbst begleitet. Mir hat dieses Buch eine anregende Lesezeit beschert!