Straßenmusik in Amsterdam

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Der Piicus Verlag mit Sitz in Wien ist ein kleiner Verlag, bei dem es sich lohnt, das Programm genauer zu studieren und auch mal ins kalte Wasser zu springen und einen unbekannten Autor zu wählen, da er ein gutes Gespür und wunderbares Händchen für wirklich besondere Bücher hat. Die Romane einer meiner Lieblingsautorinnen, Judith Taschler, sind zuerst im Picus Verlag erschienen. Eine der vielen Entdeckungen dieses Verlags!
Nach Straßenmusik habe ich unter anderem gegriffen, weil er im Haus Picus erschienen ist. Er hat mich aber auch optisch total angesprochen. Das wunderschöne Cover mit den schillernden Seifenblasen in Nahaufnahme und der einfache, aber schöne Titel „Straßenmusik“ lassen sofort Bilder entstehen. Klappentext und Leseprobe überzeugten mich dann endgültig.
Chiara und Jonas sind beide in einer Umbruchsphase, Chiara mit dem Abitur in der Tasche wartet auf die Nachricht, ob sie zum Psychologiestudium in Graz angenommen wurde, Jonas hat einen Durchhänger im Literaturstudium und wurde aus seiner Band „Wunderwerk“ gekickt, just in dem Moment, als diese einen Vertrag mit einer Agentur abschließen konnte.
Beide beschließen, eine Auszeit in Amsterdam zu nehmen, Chiara, um Straßenmusik zu machen, Jonas einfach nur, um wegzufahren. Zufällig begegnen sich die beiden schon im Zug, aber erst als sie sich in Amsterdam wieder über den Weg laufen, beginnen sie, sich über ihre Musik anzufreunden. Die Annäherung verläuft mehr als holprig, doch über die Musik haben sie etwas, das sie verbindet.
Wohin das alles führt, ob sie auch nachher noch zusammen Musik machen, ob sie sich für die Musik entscheiden, ob Chiara aufgenommen wird, warum sie sind, wer und wie sie sind, das verrate ich hier nicht. Lest selber! Es lohnt sich!
Straßenmusik ist ein unaufgeregter, sehr schlicht erzählter Roman. Die Musik spielt eine große Rolle, was für mich als Hobbymusikerin sehr schön zu lesen ist, sie ist Teil der Geschichte, verbindet, erzeugt Spannung und untermalt das Geschehen. Die genannten Stücke erzeugen fast so etwas wie einen Soundtrack beim Lesen, bei den fiktiven Stücken, die sie selber schreiben, überlegt man, wie sie wohl klingen und kann sie beinahe hören.
Sehr schön erzählter, sehr gelungener Roman, der mich auf allen Ebenen überzeugt hat.