Ein "unangepasstes Mädchen"

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fiinii Avatar

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Fern Brady schreibt in ihrer Autobiografie von ihrer späten Autismusdiagnose, dem langen Weg dahin und den damit verbundenen schmerzhaften Erfahrungen. Der gesellschaftlich inhärente Sexismus (weil uns zwar die männlichen* Autismussymptome bekannt sind, aber nicht die weiblichen*) sowie das ihr entgegengebrachte Unverständnis, die Gewalt und die Depressionen sind lange Zeit Teil ihres Leben.

Fern Brady lässt in ihren Schilderungen nichts aus: Als es beispielsweise während der Abschlussprüfungen für sie nur brilliant abschließen oder durchfallen gab, setzte sie sich damit so unglaublich unter Druck, dass sie ernsthaft über Suizid nachdachte. Sie erzählt von ihrer schlimmen Zeit an der Universität, als sie nicht verstand, wie das Studieren funktionierte. Dinge, die für neurotypische Menschen selbsterklärend sind, waren es für sie als Neurodivergente nicht. Als Leser*in können wir nur versuchen nachzuvollziehen, wie es sich für sie anfühlen musste, viel zu lange keine Erklärung auf ihre Frage zu finden, warum sie immer wieder ihre Wohnung kurz und klein schlug. Fern Brady vermutete zwar schon lange, dass sie Autistin ist, die offizielle Diagnose und damit mögliche therapeutische Begleitung erhielt sie aber erst als Erwachsene.

Nicht nur, dass dieses Buch Begriffe wie Stimming, Meltdown, Shutdown und Masking erklärt. Fern Brady bringt die Leser*innen durch ihre persönlichen Ausführungen dazu, die Bedeutung hinter den Begriffen auch wirklich zu verstehen.
Mir hat das Buch wirklich sehr gut gefallen. Es ist informativ, feministisch, sehr ehrlich, unfassbar transparent und dabei humorvoll geschrieben. Klare Leseempfehlung!