Tolle Charaktere und eine schöne Liebesgeschichte

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„Stronger than ever“ ist ein eher ernster New Adult Romance Roman, in dem es sich hauptsächlich darum dreht, sich selbst anzunehmen bzw. herauszufinden, wer man eigentlich ist; gerade in einer Lebensphase, in der noch alles möglich erscheint, gleichzeitig aber irgendwie auch schon ein vorgezeichneter Weg vorhanden sein sollte.

Es werden psychische Probleme recht tiefgründig mit der Geschichte verwoben; und zwar auf eine Art, die die Charaktere noch authentischer wirken lässt. Insgesamt waren die Hauptcharaktere und deren Interaktionen und innere Monologe definitiv die größte Stärke dieses Buchs. Man hat sich Josie und Ryan bereits in den ersten Kapiteln sehr nahe gefühlt und beide hatten bereits schnell eine ganz eigene Stimme.

Die Darstellung von Josies Zweifeln und Sozialphobie fand ich persönlich bereits von Anfang an extrem gut umgesetzt – bis zu dem Punkt, an dem ich schon beinahe genervt von ihrer zwanghaften Art war, nur um zu realisieren, dass es für Personen mit einer solchen Einschränkung noch 10000-Mal schlimmer sein muss.
Dagegen ging mir Ryans Problem – das zwar angedeutet, aber erst später aufdeckt wird – leider nicht so nahe und ich konnte seine Handlungen nicht immer nachvollziehen. Das war gerade deshalb so unverständlich, weil Ryan an und für sich eigentlich ein bodenständiger Typ ist, der weiß, was er will, und das Selbstbewusstsein hat, seine Träume zu verwirklichen. Klar wird er hin und wieder aus der Bahn geworfen und hat Zweifel, genau das macht ihn ja auch so authentisch als Charakter. Gleichzeitig zeigt es aber nur einmal mehr, wie souverän er auch mit sehr schwierigen Situationen umgehen kann – gerade weil er eigentlich schon genau weiß, wer er ist und auch sein will.

Obwohl die beiden so gegensätzlich waren, hat die Chemie zwischen ihnen aus irgendeinem Grund sofort gestimmt. Aus als Leser war das gegenseitige Interesse der beiden gut nachvollziehbar (ehrlicherweise ist Ryan eben auch Book-Boyfriend-Material).

Hin und wieder hatte das Buch aber auch lustige Momente, welche die ernste Stimmung auflockern konnte. Und sei es nur das Verstecken vor stark redebedürftigen Arbeitskollegen oder dass Ryan zum 50sten Mal denkt, Josie würde ihn abblitzen lassen, worüber ich irgendwann nur noch wohlwollend die Augen verdrehen konnte.

Gleichzeitig war die Rahmengeschichte rund um die Zeitung und den Podcast richtig interessant und hatte ihren ganz eigenen Spannungsfaktor, den ich gar nicht habe kommen sehen. Das war tatsächlich auch das erste Mal, dass eine Social Media Krise in einem Buch gut umgesetzt war, ohne dass ich das Gefühl hatte, alles wäre nur affektiert und ein einziges Theater.

Insgesamt ein gutes Buch mit ernsten (ggf. alltäglichen) Themen, ohne dass es aber auf das Gemüt schlagen würde.
4*