Der Schein trügt, oder nicht?

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schlumeline Avatar

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Eine Leseprobe, die relativ harmlos beginnt, es aber in sich zu haben scheint.

Im Prolog lernen wir Julia kennen, die vaterlos aufwächst, sich aber von Herzen einen Vater wünscht und sich schließlich einen vorstellt und auch zeichnet. Als sie das Ergebnis stolz ihrer Mutter präsentiert heißt es plötzlich psst. leise sein, besser nicht darüber sprechen. Also hat Julia das "Stummsein" wohl gelernt.

Dann ist Julia erwachsen. Sie ist Lehrerin und hat das Dorf ihrer Kindheit verlassen. Sie lebt jetzt einige Kilometer weiter in einer Kleinstadt. Bei einem Heimatbesuch findet sie während eines Spaziergangs eine ihrer Schülerinnen, Grace, schwer verletzt und scheinbar misshandelt, auf einer Wiese liegend. Außer dem Wort "Doktor" spricht Grace kein weiteres Wort mehr.

Scheinbar relativ gleichzeitig verliert Julias Mutter die Sprache. Julia bleibt in ihrem Heimatdorf um sich um ihre Mutter zu kümmern und die zwei Pflegekinder.

Julias eigenes Leben enspricht auch mehr oder weniger einem Scherbenhaufen. Julias Tochter, Flora, spricht nicht. Julias Ehemann scheint Alkoholiker zu sein und Julia hat sich gerade von ihm getrennt. Dennoch hat man in der Leseprobe das Gefühl, das Beide noch etwas füreinander empfinden. Aber schließlich ist da auch der Doktor, David, von dem man das Gefühl hat er möchte etwas um Julia. Eigentlich kommt er ins Haus um sich um Julias Mutter zu kümmern, seit sie verstummt ist. David mutet merkwürdig an und wie der Klappentext des Buches verrät, wird er ja auch nacher als Täter verdächtigt. Puh, das hört sich ganz schön spannend an.

Jetzt frage ich mich natürlich: Hat Das Stummsein von Julias Mutter etwas mit dem Fall Grace oder gar der Familienvergangenheit um Julias Vater zu tun?

Irgendwie wünsche ich Julia, dass sie die Möglichkeit bekommt ihr Leben wieder in den Griff zu bekommen, aber ansatzweise habe ich das Gefühl, dass das mit David nicht möglich sein wird? Ist das gewollte Taktik der Autorin, so hat sie das sehr gut umgesetzt.

Angenehm finde ich den Stil einen Teil der Geschichte jeweils aus der Perspektive unterschiedlicher Personen zu erfahren. So wird der Leser zunächst in die Gefühls- und Gedankenwelt Julias versetzt und dann in die Murrays. Ich hoffe, dass sich dies im Buch fortsetzen wird.

Auffällig ist auf jeden Fall, dass es hier viel um das Stummsein an sich, bewusst oder unbewusst, geht. Bereits der Titel des Buches gibt das natürlich eindeutig wieder. Aufgrund des Covers mit abgebildeter Nadel und Faden, hatte ich gleich das Gefühl, hier wird jemandem der Mund verboten, bildich gesagt: zugenäht. Wie grässlich.