Wem kann man trauen?

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Der Beginn ist furios: Eine Lehrerin entdeckt eine ihrer Schülerinnen schwer verletzt und hört deren letztes Wort: "Doktor". Danach fällt die Schülerin ins Koma und die Maschinerie läuft an.

Die Lehrerin wohnt, seitdem sie sich von ihrem Mann getrennt hat, wieder mit ihrer Mutter zusammen und knüpft zarte Bande zu dem Doktor, welcher, zum Missfallen ihres Exmannes, gerne Hausbesuche bei der alten Dame macht. Natürlich rotieren beim erfahren Thriller-Leser jetzt sämtliche Gehirnzellen: Ist der Geliebte "Der" Doktor?

Sam Hayes bedient sie bei seiner Erzählung eines wahren Kunstgriffs: Er schildert die Geschichte aus mindestens zwei Perspektiven. Dadurch gerät der Leser bei der Sympathieverteilung ins Schwanken: Ist der Exmann wirklich ein Trinker oder dramatisiert seine Frau?

Weitere Fragen stellen sich: Ist der freundlich wirkende Doktor ein eiskalter Vergewaltiger? Warum ist die Mutter verstummt? Gibt es eine zweite Chance und - wenn ja - für wen?

Ein flüssiger Schreibstil, genaue Beschreibungen von Umgebung und Charakteren - das Leserherz hüpft vor Freude.