Erstmal kein Hafen in Sicht

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"1907: Auf einer kleinen Nordseeinsel wird Emmy geboren, deren Kindheit mit vierzehn Jahren endet - ganz allein wird das unangepasste Mädchen ins Babylon der Zwanzigerjahre verschickt: Berlin.
Es folgen eine Anstellung als Dienstmädchen, eine unerwartete Ehe, drei Kinder und der zweite Weltkrieg - doch auch in schwersten Zeiten verliert Emmy nie den Humor.
1994: Emmy blickt auf sechsundachtzig Sommer zurück, als ihre Kinder auf ein Geheimnis stoßen, das ihr aller Leben für immer verändern soll."

Die Autorin Manuals Golz würdigt mit ihrem neuen Roman 'Sturmvögel' das Leben und vor allem das ansteckend zuversichtliche Wesen ihrer Großmutter Emmy. Mit einer wellenschwankenden, zum Lachen bringenden leichten Feder trägt sie den Leser wie ein Schiff durch die Geschichte einer Frau, die nie den Mut verliert und ganz besonders nie sich selbst:

"Und du bist schön blöd. Du kannst aus mir keine Grande Dame machen. Ich bin einfach die, die ich bin. Versteh das doch endlich! Du dinierst, ich esse. Du flanierst, ich gehe. Du willst flambierte Crêpe mit Himbeergeist, ich mag Kartoffelpuffer mit Apfelmus. Du willst in Ausstellungen, ich in den Zoo. Das war nie anders - " (S.172)

Sturmvögel verwirren immer wieder aufs Neue die Richtung von Emmas Schiff und lassen sie zunächst tief traurig, wütend sowie einen neuen Hafen suchend zurück. Aber stets findet sie schnell die Glut in ihrem Herzen, die mit ansteckender Tatenkraft jedem Schicksal mit Zuversicht begegnet.

Dieser Roman wärmt und lässt schwelgend an die Geschichten der eigenen "Omiiiis" erinnern - gerade dann, wenn diese schon im Himmel schützend fliegen, um Sturmvögel zu vertreiben.