Abgrundtief und düster

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suse9 Avatar

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Schon die Ankündigung dieses Buches lies vermuten, dies wird kein einfaches. Es hielt, was es versprach. Fast würde ich behaupten, es ist das Härteste, was ich bisher gelesen habe.

Eine Familie muss den Tod des kleinen Bruders - noch im Säuglingsalter - verkraften und geht daran zugrunde. Im Weiteren wird der Weg von zwei Brüdern beschrieben - einer landet im Knast - einer wird heroinabhängig. Bald wird klar, dass die Familie schon vor dem großen Verlust keine war.  Sie lebte und lebt ständig am Existenzminimum. Es gibt keine Wärme und Liebe - nur Lügen, Betrug, Selbstzerstörung und Wut.

Der Schreibstil von Jonas T. Bengtsson ist sehr gewöhnungsbedürftig. Abgehackte kurze Sätze ohne wörtliche Rede - auch in der Zeit springt er hin und her, so dass ich oft überlegen musste, aus wessen Sicht die Handlung gerade beschrieben wurde. Man darf das Buch nicht weglegen, sonst verliert man den Faden. Man kann es aber auch gar nicht weglegen, denn es hält einen fest umklammert und zwingt zum Weiterlesen. Schockierend detailliert beschreibt Bengtsson die Drogen-, Gewalt- und Alkoholexzesse der Protagonisten. Ich fühlte mich derart in die Handlung verwoben, dass mich oft Schauder erfassten vor Ekel.

Es ist ein gutes, ja sehr gutes Buch und ist es auch wieder nicht. Ich bin nicht sicher, ob ich den Mut hätte, es noch einmal zu lesen. Es hat mich stark berührt und erschüttert. Jonas T. Bengtsson hat meine Nase in den Dreck gedrückt und hilft mir nicht, mich wieder aufzurichten. Dennoch war es gut "Submarino" zu lesen. Mir ist klar, wie glücklich ich lebe - Liebe, Wärme, Freundschaft - bestimmen meine Welt und nie- niemals will ich so enden wie Nick, sein Bruder und seine Mutter.

Das Buch ist lesenswert, aber nur für jemanden, der fest im Leben steht und den Mut hat, die Scheuklappen für einen Moment abzulegen.

P.S. Das Cover finde ich sehr treffend.