Bedrückend

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melange Avatar

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Wahrlich keine meiner üblichen Urlaubslektüren, trotzdem hat Submarino mich gefesselt.

Zur Story: Zwei Brüder, ohne Vater, dafür mit alkohol- und tablettensüchtiger Mutter aufgewachsen, lernen früh sich auf der Straße zu behaupten. Der eine landet in einer Notunterkunft, der andere beim Rauschgift. Beide versuchen ihr Leben dadurch in den Griff zu bekommen, dass sie sich um noch Schwächere kümmern. Beide scheitern bei dem Versuch.

Zur Aufmachung: Kalte Farben bestimmen das Cover, dazu ist ein wohlgeformter, aber gesichtloser Männerkörper zu sehen. Eine perfekte Abbildung des Inhalts - eine desinteressierte, kalte Umwelt, die - wenn überhaupt - nur den äußeren Schein wahrnimmt, jedoch keinesfalls hinter die Fassade blickt.

Inhaltliche Gliederung: Zwischen Prolog und Epilog befinden sich die beiden Hauptkapitel, die sich jeweils mit einem der beiden Brüder näher befassen. Diese beiden Kapitel tragen die Namen der Figuren, denen die Hauptsorge der Brüder gilt: Ivan, der kleine Bruder der Exfreundin von Nikolai und Martin, der Sohn des zweiten, namenlosen Bruders.

Mein Eindruck: In schnörkellosen Sätzen und kurzen Kapiteln schildert Bengtsson meisterhaft den Fall zweier Brüder, die vom Schicksal keine Chance bekommen haben. Früh von einer überforderten Mutter vernachlässigt, versuchen beide, ihren nächsten Bezugspersonen ein besserer Freund bzw. ein besserer Vater zu sein und gehen dafür in einem Fall nicht nur sprichwörtlich über Leichen. Was mir besonders gefiel, war, dass beide Hauptfiguren schemenhaft blieben - wie die Leute, denen man zwar auf der Straße begegnet, die man aber nicht wirklich wahrnimmt und teilweise nur zu gerne übersieht - Penner, Junkies, Obdachlose, Bettler. Die Nebenpersonen des Romans hingegen waren klarer gezeichnet, - sie erstanden vor dem geistigen Auge des Lesers. Im Gegensatz zur Konturlosigkeit des Aussehens waren die Beweggründe für das Handeln der Beiden um so klarer. Selbst wenn alte Frauen überfallen wurden, um die Heroinsucht zu finanzieren oder eine Leiche verschwinden musste - alles erschien mir logisch, selbst mit einer ganz und gar bürgerlichen Einstellung, die ich im Normalfall zu Kapitalverbrechen habe. Das ist ein Verdienst von Bengtsson, der es versteht, einem Leser auch ihm zuwider gehende Handlungsweisen zu erklären.

Mein Fazit: Dieses Buch ist hartes Brot, das ich nicht unbedingt einem depressiven Freund empfehlen würde, aber wenn man sich auf eine nicht einfache Geschichte einlassen kann, ist Submarino eine gute Wahl.