Jonas T. Bengtsson, Submarino

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
straßenprinzessin Avatar

Von

 

Submarino – Eine Foltermethode, bei der der Kopf einer Person bis zur Erstickungsgrenze unter Wasser gedrückt wird.

Und genauso erdrückend sind die Lebensgeschichten von Nick und seinem Bruder.

 

Aber erst ein mal zum Cover. (Taschenbuch)

Zu sehen ist, links oben, ein älterer Mann mit Vollbart der sehr hart wirkt. Neben ihm, rechts oben, steht der Name des Autors und in kleineren und feineren Worten darüber das „Urteil“ von Jörg Böckem. Den meisten Platz jedoch nimmt der Titel ein, der in 3 Teile (SUB-MAR-INO) in großen weißen sowie brüchigen Druckbuchstaben vor einem schwarzen Hintergrund steht.

Die Inhaltsangabe finde ich nur teilweise passend.

So ist z.B. Nick bei der äußeren Inhaltsangabe der ältere Bruder und bei der inneren der Jüngere, auch bei ihrer Begegnung ist nichts davon zu lesen das sie einen Neuanfang starten wollen und auch das Nick weiß was er will empfinde ich so als nicht ganz richtig.

 

Bevor der Prolog anfängt ist vorher noch kurz die Definition von Submarino zu lesen.

Der Prolog lässt einen kurz aber intensiv in die Welt von Nick eintauchen, was ohne die ganze Geschichte zu kennen einen erst einmal sehr wirr vorkommt.

Danach geht es auch gleich mit dem 1. Teil von 2en los. Dieser trägt die Überschrift Ivan, welcher der Bruder von Nicks Ex-Freundin Ana ist.

 

Nick ist ein Ex-Knacki der in einem schäbigen Wohnheim am Stadtrand von Kopenhagen Übergangsweise wohnt. Wenn er nicht gerade in seinem kleinen Zimmerchen sitzt und Alk trinkt ist er in der Muckibude oder bei seiner Flurnachbarin Sofie, die ihn gerne etwas verwöhnt.

Aus dem nichts heraus entschließt er sich eines Tages Ivan, der Bruder seiner Ex, ein wenig zu Helfen, ihn zu Begleiten und teilweise ihm auch ein Freund zu sein.

Er geht mit ihm essen, hört sich seine Geschichten an und kauft ihm Männerhefte und geht sogar mit ihm auf die Suche nach einer bereitwilligen Professionellen.

Doch Sympathisch wurde mir Nick trotzdem nicht. Er bleibt bei seiner derben Art, trotz Knastaufenthalt ist er weiterhin bereit dinge mit Gewalt zu regeln. Auch seine Wortkargheit gegenüber anderen ist nicht gerade eine positive Eigenschaft.

In der Inhaltsangabe wird erwähnt das Nick weiß was er will. Dem Stimme ich nur teilweise zu, denn ja, er will hart trinken und wahrscheinlich auch hart trainieren aber wird man so hart gegen die ganze Welt ?

Wahrscheinlich eher nicht.

Er wirkte auf mich eher so das er nicht weiß was er will und ziemlich lustlos den Leben gegenüber steht. Wenn das eine eben nicht klappt mach ich das andere. Dies ist nicht nur auf Situationen bezogen sondern auch auf seine umliegenden Kontaktpersonen.

Des Weiteren erzählt Nick kurze Episoden aus seinem damaligen Leben zusammen mit Ana und von seiner Kindheit zusammen mit seinem Bruder und dem schwerwiegenden Schicksal das sie durchmachen mussten.

 

Ab circa der Hälfte beginnt der 2. Teil mit der Überschrift Martin, welches der Sohn von Nicks Bruder ist.

 

Nicks Bruder ist Heroin abhängig und seit einer Weile alleinerziehender Vater. Seinen Namen bekommt man leider bis zum Schluss nicht heraus so das er immer nur als Bruder da steht. Was ich sehr Schade finde, denn auch er erzählt von seinem Alltag und seinem früheren Leben, von seiner Frau und den Drogen und von seiner Kindheit und dem selben Schicksalsschlag den auch sein Bruder Nick die ganze Zeit beschäftigt.

Auch er ist kein Sympathieträger, denn auch wenn er sich unter den herrschenden Umständen gut um seinen Sohn Martin kümmert ist und bleibt er eben doch auch ein Fixer. Des Weiteren rutscht er durch seine Sucht in die Beschaffungskriminalität und Raubt ältere wehrlose Ladys aus.

 

Zusammengefasst haben beide Brüder mächtige Probleme mit ihrem Leben klar zu kommen und stehen beide eher am Rande der Gesellschaft. Verantwortlich für diese Misere könnte man das Milieu in dem sie groß geworden sind, die Alkoholkranke Mutter, den Selbstmörderischen Vater, die Gesellschaft allgemein, ect. machen, doch eine Gewisse Mitschuld bleibt. So wird der Namenlose Bruder nach einer relativ längeren Abstinenzzeit wieder rückfällig und beeinflusst somit auch das weitere Leben seines Sohnes für das er eig. nur das beste will. Und auch Nick gefährdet durch seine Art mit Menschen umzugehen und die gewisse Gleichgültigkeit dabei Personen die es sicherlich nicht verdient haben.

Der Schreibstil von J. T. Bengtsson ist dabei sehr derb aber keinesfalls unpassend, macht es einen doch nur bewusst in welcher Situation bzw. in welchen Milieu sich die 2 befinden. Einzig die Satzlänge hat mich etwas gestört. Die Sätze waren sehr kurz und meist sehr abgehackt wodurch meiner Meinung nach auch einiges an Emotionen verloren gegangen ist. Auch der Lesefluss war somit ein wenig beschwerlicher, der Verlauf der Geschichte blieb jedoch rasant.

Der 1. Teil wird aus der Sicht von Nick erzählt und der 2. Teil aus der Sicht seines Bruders. Allerdings sind auch in beiden Teilen Dialoge vorzufinden. Die einzelnen Kapitel sind nicht sehr lang und springen öfters mal in der Zeit vor und zurück.

Mir persönlich hat dabei der 2. Teil “Martin“ besser gefallen. Der Verlauf war interessanter und die Schreibweise nun auch nicht mehr so ungewohnt.

 

Empfehlen würde ich Submarino von J. T. Bengtsson jeden der sich dafür interessiert was ein Strudel aus Gewalt und Hoffnungslosigkeit und zeitgleich ein misslungener Kampf alles besser machen zu wollen anrichtet.