Wer den Blick in Abgründe scheut...

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
scylla Avatar

Von

 

sollte dieses Buch vielleicht eher nicht lesen. Für alle anderen hält es ein sehr besonderes Leseerlebnis bereit. Erzählt werden die Geschichten von zwei Brüdern, die nach einer Kindheit zwischen Heim und Vernachlässigung nun ein Leben am Rande der Gesellschaft führen. Nick, der Jüngere der beiden Brüder, kennt nach einigen Gefängnisaufenthalten nur noch die Einsamkeit und Monotonie seines Wohnheimes, die dominiert wird von Alkohol, Fitnessstudios und Gewalt. Sein älterer Bruder lebt in ständiger Angst vor der Entdeckung seiner Drogensucht und dem Verlust des Sorgerechtes für seinen Sohn Martin.

Obwohl die Geschichten der beiden Brüder fast vollständig isoliert voneinander erzählt werden, haben die beiden viel mehr gemeinsam als ihre gemeinsam verlebte Kindheit. Beide haben eine auf schreckliche Weise beendete Beziehung hinter sich und beide versuchen ihrem jetzigen Leben zu entfliehen, Verantwortung zu übernehmen, die Vergangenheit hinter sich zu lassen.

 

Erzählt wird die ganze Geschichte in kurzen, prägnanten Sätzen, schonungslos zeigen sie die ungeschmückte Realität. Die Variante des Ich-Erzählers lässt den Leser nicht nur perfekt in die Gefühle und Gedanken der Person eintauchen, sie vermittelt auch einen unterschiedlichen Blick auf die Geschehnisse der Vergangenheit. Man kann den Charakter von Nick und später den seines Bruders beim Lesen erspüren und so auch die Unterschiede zwischen den beiden besser erfahren, als es eine einfache Beschreibung in der dritten Person je gekonnt hätte. Die Kapitel sind kurz und wirken wie eine Aneinanderreihung von Erlebnissen. Die Geschichte ist nicht vorhersehbar oder konstruiert und doch fügt sich am Ende alles nach und nach zusammen, die Beziehungen verflechten sich, die Vergangenheit wird klarer und das Gesamtbild enthüllt sich.

 

Das Buch liest sich sehr spannend, wenn auch nicht im herkömmlichen Sinne. Die Spannung wird hier durch das Unbekannte erzeugt, den Tagesablauf eines Alkoholikers oder eines Drogenjunkies mitzuerleben ist schon etwas ganz besonderes. Und doch sind die beiden Brüder viel mehr als das...

 

Fazit: Dieses Buch zu lesen ist ein wirklich eindringliches und emotionales Erlebnis, wenn man bereit ist sich darauf einzulassen und vor der ein oder anderen Brutalität nicht zurückschreckt. Submarino ist ein Buch für Menschen, die nicht wegsehen können.