„Gerettet“ reicht vielleicht nicht

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gkw Avatar

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Julian Borger erzählt präzise und klar, da merkt man gleich den Journalisten. Die Geschichten werden wahrscheinlich sehr berührend, man vermag sich gar nicht vorzustellen, was in Eltern vorgeht, die sich für diesen Weg entscheiden. Der Fokus wird aber wahrscheinlich nicht bei den Eltern, sondern bei den Kindern liegen. Ich vermute, dass ihre Lebensgeschichte erzählt wird, soweit diese recherchiert werden konnte und ich hoffe, dass es dem Autor gelang, bei einigen der Kinder diese Geschichten sehr weit zu verfolgen.
Ich lese sehr gerne autobiographische Romane, hier handelt es sich natürlich nicht um einen Roman, sondern um eine biographische Erzählung kombiniert mit einer Reportage zu den anderen Kindern.
Der sachliche und doch sprachlich hochwertige Schreibstil über eine Zeit und Schicksale, die aus sich heraus eine sehr persönliche und emotionale Wirkung erzeugen, treffen hier auf eine perfekte Art zusammen.
Wenn ich die Einleitung richtig deute, soll nicht nur der reine Lebensweg bzw. der Abschnitt der Kriegsjahre beleuchtet werden, sondern es wird auch die Frage gestellt, was die Flucht für den weiteren Lebensweg bedeutete, ob das Trauma verarbeitet werden konnte. Vielleicht trugen auch die anderen Kinder - wie sein Vater - lebenslänglich das verängstigte, zusammengekrümmte Kind in sich. Vielleicht reicht es nicht, gerettet zu werden, vielleicht verliert man sein Leben trotzdem, obwohl es von außen betrachtet nicht so aussieht.