Gedankenanstoß für Kinder

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jacki-brown Avatar

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Das Buch „ Super Reich“ von Polly Horvath ist ein skurrile Geschichte und zeigt das Leben am Rande der Gesellschaft auf.
Das Cover lässt schon eine etwas nachdenkliche Geschichte erahnen, so wie der Junge an dem Tor steht und sehnsüchtig neugierig auf das pompöse Haus schaut.

Rupert lebt in einer Familie, die ihn nicht beachtet. Die Mutter hat so viele Kinder, dass sie sich nicht einmal den Namen der einzelnen Kids merken kann. Rupert fühlt sich nur von einer kleinen Schwester beachtet, ansonsten führt er ein unsichtbares Dasein in der Familie. Rupert hat Angst und Respekt vor seiner Mutter, da diese anscheinend auch mal Schläge verteilt. Doch mit das schlimmste für Rupert und die Familie ist, dass kein Essen da ist. Der Vater sammelt jeden Tag an Mülltonnen das Essen für die Familie. Die Mutter arbeitet seit Jahrzehnten in einer Firma und reinigt dort die Büroräume. Auch Sie hat früher von einem besseren Leben geträumt.

An Weihnachten vergisst Rupert, dass Ferien sind und geht seinen Schulweg durch eisigen Schnee mit Sneakers an den Füßen. Er bibbert vor Kälte und merkt erst an der Schule, dass er ja gar keine Schule hat. Auf den Rückweg geht er an den Villen der Stadt vorbei und schaut durch das Tor einer Einfahrt zu einer Villa. Zeitgleich kommt der Butler mit der Haushälterin von den Weihnachtseinkäufen zurück und bewegt per Fernsteuerung das Tor. Dadurch verfängt sich Rupert an den Eisenstäben. Die Haushälterin denkt, es sei wieder ein Bettler und drückt den Elektroschocker des Zaunes und Rupert erhält einen bzw. zwei Stromschläge und fliegt durch den Stromstoß auf das Gelände. Dort entdeckt Ihn sein Mitschüler Turgid Rivers, der ihn prompt zur Weihnachtfeier der Rivers einlädt. So kommt es, dass die Spiele um die Weihnachtsgeschenke beginnen. Jedoch erst nachdem Rupert gegessen hat bis er fast platzt.

Die Spiele um die Geschenke sind toll erzählt und immer wieder mit einer überraschenden Wendung verbunden. Ich habe viel gelacht, da ich mir immer wieder das verdutzte Gesicht von Rupert vorstellen musste. Somit war ich auch zutiefst traurig, dass er kein einziges Geschenk bekommen hat.
Rupert ist jedoch ein Junge, der sich gar nicht unterkriegen lässt. Er sieht in allen einen Sinn und versucht sich immer wieder neu zu motivieren, warum seine Familie trotz der Armut irgendwie ok ist.

Jedes Familienmitglied plagt jedoch das schlechte Gewissen über den so knappen entgangenen Sieg über die Geschenke an Rupert, dass jedes Familienmitglied Rupert in ein spannendes Abenteuer verwickelt. Es sind wirklich sehr skurrile Abenteuer, die auch viel Fantasie zulassen. Mir hat nicht so gut gefallen, dass Stühle plötzlich fliegen können und es eine Zeitmaschine gibt, da ich eher eine realistische Geschichte erwartet habe. Aber für Kinder sicher eher nachzuempfinden. Wobei ich sagen muss, dass das Buch nicht wirklich der Altersempfehlung entspricht. Kinder mit 10 Jahre lesen nicht zwischen den Zeilen wie das die Autorin vielleicht eigentlich erwartet und der Text ist sehr klein gedruckt und viele Passagen sehr in die Länge gezogen erzählt, z.B. die Geschichte mit dem versuchten Diebstahl des Portmonees der Eltern in der Vergangenheit und die Reise in die Zukunft mit Turgid. Ich würde das Buch eher ab 12 Jahren empfehlen.

Das Ende fand ich sehr schön, besonders, weil Rupert endlich zu seinem Hamburgeressen kam und sich für ihn nicht viel geändert hat obwohl er von einer reichen Familie als „Familienmitglied“ gesehen wird. Er selbst hat gelernt, dass man aus jeder Situation, sei sie auch noch so schlecht, etwas Gutes sehen sollte und immer motiviert zu bleiben nicht aufzugeben.
Die Familie Rivers hat durch die Bekanntschaft mit Rupert völlig verändert. Jeder für sich hat seine Träume verwirklicht.

Für Kinder ist das Buch sicher ein Denkanstoß über den Tellerrand zu schauen und sich und ihre Umgebung zu reflektieren.