Wohliges Iglu-Gefühl

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Philipp Kirschbaum-Vahrenholz steht auf der Bühne des alternativen Kulturzentrums "die Villa" und präsentiert sein Programm "22 Mutproben - Bekenntnisse eines Angsthasen". Das heißt gerade steht er nicht auf der Bühne. Gerade ist Pause, die erste Hälfte des Programms lief gut. Das Publikum ging mit, der Veranstalter ist zufrieden und bittet ihn zum zweiten Teil der Show wieder auf die Bühne. Es macht Pling und Philipp hat eine SMS auf dem Handy. Geschrieben von seinem zehnjährigen Sohn Linus: "Papa es ist etwas passiert dain linus."

Charlotte, seine Frau, eine Professorin kurz vor ihrer ersten Berufung ist nicht erreichbar. Sie geht mit ihrem Coach Bernhard ihr Berufungsgespräch durch. Die vierzehnjährige Tochter Luna ist wahrscheinlich mit ihrer Freundin unterwegs um Feuerwerkskörper an Zigarettenautomaten anzubringen. Und Lasse, der siebenjährige Sohn hat wahrscheinlich wieder Alpträume. Ein zweites Pling mit der Nachricht: "Papa?". Philipp ruft zurück, erfährt dass sein Sohn sich die Hand am Ofen verbrannt hat und besteht gleich darauf eine wirkliche Mutprobe. Indem er den zweiten Teil seiner Veranstaltung todesmutig verlässt um seine Kinde zu retten.

Sören Sieg beschreibt den sorgenden Vater Philipp in intelligent, witziger Weise. Der gescheiterte Komiker der seiner ehrgeizigen (und wohl auch etwas gefühlskalten) Frau den Rücken freihält. Haus, Kinder und Leben organisiert und dabei sich selbst immer hinten an stellt. Die besondere Komik ergibt sich (neben der urkomischen Sprache) aus der Umkehrung der Verhältnisse. Hier ist es nicht die frustriete Ehefrau die eine Paartherapie (bei einer "überbezahlten Gestalttherapeutein mit Zusatzausbildung in Paarsynthese") wünscht sondern der überforderte Ehemann. Man darf gespannt sein, ob Charlotte sich darauf einlässt. Und gespannt sein, wie viele heiter, chaotische Katastrophen noch auf den "kuscheligen Iglu-Vater" warten.