Das Bielefeld Komplott für perfektes Familienglück

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r.e.r. Avatar

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Waren Sie schon einmal in Bielefeld? Kennen Sie jemanden der schon einmal dort war? Sie haben beide Fragen mit Nein beantwortet. Das stützt die These, das es Bielefeld in Wahrheit gar nicht gibt. Das Bielefeld Komplott war erst kürzlich Thema bei “Wilsberg”, der erfolgreichen Krimi Serie aus dem ZDF. Der Hauptfigur aus Sören Siegs “Superdaddy” verhilft die Bielefeld Verschwörung am Ende zum ersehnten Familienglück. Auf welche Weise das passiert, ist ein unterhaltsames Lesevergnügen.

 

Philipp Kirschbaum-Vahrenholz ist mit der Uni-Dozentin Charlotte verheiratet und Vater der Kinder Lasse (7 Jahre), Linus (9 Jahre) und Luna (14 Jahre). Seine Frau steht kurz vor der Berufung zur Professorin und er ebenso kurz vor dem Nervenzusammenbruch. Seine Karriere als Komödiant kommt nicht recht in Schwung, da Phillip in erster Linie überbesorgt ist und auch schon mal seine eigene Bühnenshow verlässt um dem Benjamin der Familie persönlich ein Kühlkissen auf den wehen Fingen zu legen. Auch seine Frau macht ihm zu schaffen, weigert sie sich doch hartnäckig eine Paartherapie zu besuchen obwohl Philipps “Punkteliste” der zu klärenden Streitfragen täglich wächst. Die Wohnung dem besten Freund Max für ein Schäferstündchen mit seiner Geliebten zur Verfügung zu stellen, trägt auch nicht zur Besserung der Gesamtsituation bei. Vor allem nicht, wenn der Jüngste hohes Fieber hat und man mit ihm nicht in die eigenen vier Wände kann.

 

Der ganz normale Wahnsinn einer modernen Familie mit umgekehrten Vorzeichen. Papa zu Hause und eher auf das Wohl der Kinder als auf die Karriere bedacht. Mama mit hohen Ambitionen und allzu gelassenem Verantwortungsgefühl. “Ein Buch, das jeder gelesen haben sollte, der sich Kinder anschafft. Oder so wahnsinnig war, sich gleich drei Kinder anzuschaffen. Und zwar mit einer Frau, die nicht daran dachte, ihre akademische Karriere dafür auch nur um einen Tag nach hinten zu verschieben. Wozu auch, wenn man einen gescheiterten Komiker als Mann hatte?“

 

Sören Sieg legt ein hohes Tempo vor. Er schreibt sprachgewandt und witzig. Die Handlung wird bestimmt vom Versuch des Ich-Erzählers Philipp sein Leben mit Familie und Beruf auf die Reihe zu bringen. Lustig und flott wird das Alltagsszenario der Familie Kirschbaum unter die Lupe genommen. Originelle Anekdoten, skurrilen Gedankenmonologe und kuriose Dialoge mit einfallsreicher Wortakrobatik wechseln sich ab. Hier hat jemand ein Gefühl für Sprache und Timing. Sehr kurzweilig, sehr unterhaltsam, sehr empfehlenswert.