Superdaddy mit Mankos

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Philipp Kirschbaum-Vahrenholz ist stolzer Vater von drei Kindern. Seine Tochter Luna ist bereits im Teenageralter und bringt ab und zu die üblichen Probleme mit sich. Linus liebt das Klettern und Lasse ist ein hochbegabter 8-jähriger, der mit seiner Meinungsäußerung häufig den Nagel auf den Kopf trifft. Allen dreien gerecht zu werden, bedeutet oftmals ein Spagat zwischen Kochtopf, Kuschelecke und Motivationscoach. Schön wäre es, wenn sich die Mutter der Kinder auch ein wenig kümmern würde. Die ehrgeizige Professorin Charlotte bastelt aber lieber an ihrer Karriere. Nebenbei vermittelt sie ihrem Gatten, dass sie auf ihn als nur sporadisch beschäftigten Hausmann nicht besonders stolz ist. Überblickt der Leser die Familienverhältnisse, ordnet er Charlotte direkt zu den unsympathischen Charakteren ein. Davon gibt es im Verlauf der Handlung noch mehr, sodass sich gleichzeitig Mitleid für die Kinder regt.

Sören Sieg hat in diesem Familienroman die gängigen Rollen vertauscht. Er bedenkt den Familienvater mit den Alltagssorgen und schickt die Frau auf die Karriereleiter nach ganz oben. Der spärliche Kontakt und das Verständnis füreinander bleiben da auf der Strecke. Eine Gratwanderung wird es, als Philipp endlich Erfolg hat und nach einigen Auftritten als Komiker eine Fernsehshow bekommt. Deutschland sucht den Superdaddy. Bei der Fülle an angebotenen Castingshows wäre dieses Fernsehformat durchaus denkbar. Oft findet man jetzt im Roman Namen von Prominenten, die ein glaubhaftes Ambiente schaffen sollen. Ab und zu bringen überspitzte Vergleiche den Leser zum Lachen.

Der aus einer wöchentlichen Kolumne im Weser-Kurier bekannte Autor behauptet, ein großer Teil seiner beschriebenen Erlebnisse seien autobiographisch. Jeder, der Kinder hat, wird sofort kräftig nicken und eigene Beispiele vorbringen können. Das allein verleitet aber noch nicht, diesen Roman zu lesen. Auch nach 300 Seiten konnte ich mich nicht festlegen, ob dies ein Versuch war, einen humorvollen Ratgeber zu schreiben, oder ein zum Nachdenken anregenden Unterhaltungsroman. Ein Ratgeber hätte sicher nicht nur ein Szenario beschrieben, sondern auch Lösungen präsentiert, die über ein Fernsehshowniveau hinausgingen. Für eine unterhaltene Lektüre waren mir die Figuren zu plakativ gezeichnet. Keine war facettenreich genug, dass sie nicht auch Überraschungen geboten hätte. Der Egoismus und die Skrupellosigkeit in der Filmbranche waren für einen Roman zu unspektakulär. Dadurch zerrten Philipps Verhalten und Selbstmitleid unangemessen an den Nerven des Lesers. Auch das allzu vorhersehbare Ende wog an diesem Punkt nichts mehr auf, sodass dieses Buch von mir keine Leseempfehlung bekommt. Die zwei Sterne verteilen sich auf die ursprüngliche Idee und die wenigen Lacher, die es mir dann doch beschert hat.